PM 07-2018

Branchenbericht Gastgewerbe im Freistaat Thüringen – Frühjahr 2018

Erfurt, 13. Juni 2018 / Mit der Auswertung Winter 2017/18 – Ausblick Sommer 2018 stellt der DEHOGA Thüringen e.V. seine Konjunkturbeobachtung des gastgewerblichen Marktes im Freistaat Thüringen, getrennt nach Hotellerie und Gastronomie vor.

Die Stimmung im Thüringer Gastgewerbe, und zwar in beiden Segmenten, sprich der Hotellerie und auch der Gastronomie hat sich aufgehellt und kann mit gut bezeichnet werden. Selbstredend soll und darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies regional sehr unterschiedlich zu bewerten ist.

„Das Thüringer Gastgewerbe steht weiterhin vor großen Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Dies sind die Rahmenbedingungen, insbesondere die leider weiterhin zunehmenden bürokratischen Vorschriften, welche sich gerade aufgrund der Kleinteiligkeit unserer Branche massiv auswirken. Leider nimmt der Vorschriftendschungel und die damit verbundene Belastung, insbesondere eben für unsere Klein- und Kleinstbetriebe, immer weiter zu, zuletzt durch die DSVGO.

Wenn Kommunen für Entgelt Adressen weitergeben dürfen, der Pensionsbetreiber aber dem Gast im Nachgang nach seinem Aufenthalt keine Mail zur Bewertung desselben senden darf, ohne eine Abmahnung oder anderweitig Sanktion zu befürchten, wenn er sich nicht zuvor das unmissverständliche Einverständnis des Gastes dafür eingeholt und dies dokumentiert hat, dann darf man doch schon mal nach der Verhältnismäßigkeit fragen.“, so der Präsident des DEHOGA Thüringen, Mark A. Kühnelt.

Die aktuelle Konjunkturumfrage, die auf der Befragung der Unternehmer im Thüringer Hotel- und Gaststättengewerbe basiert, wurde durch den DEHOGA Thüringen als Branchenverband vorgelegt.

„Demnach kann“, so Dirk Ellinger, „die Stimmung endlich insgesamt als positiv bezeichnet werden. Dabei verstetigt sich einerseits der positive Trend der Einschätzung der Saison und auch der Erwartungen an die bevorstehende Saison, und zwar in der Gastronomie und der Hotellerie. Dabei dürfen wir aber nicht verkennen, dass es eine, sich festigende  abweichende Einschätzung zwischen den touristisch und wirtschaftlich gut aufgestellten Städten oder touristischen Zentren einerseits und den insbesondere sehr kleinen Betrieben im ländlichen Raum, wo die Umsätze und Erträge weiterhin stagnieren oder gar sinken, gibt.

Wir beobachten leider auch seit Jahren eine negative Entwicklung der Zahlen unserer Betriebe, oft tritt neben der betriebswirtschaftlichen Situation, die Tatsache hinzu, dass sich keine Nachfolger finden lassen. Dies ist besonders im ländlichen Raum zu beobachten. Mit dem Verschwinden des letzten Gasthauses im Dorf, stirbt ein Stück Kultur und Identität im Ort.“

Zur aktuellen Zahl der Gästeankünfte und Übernachtungen führt der Präsident Mark A. Kühnelt, aus:

„Wenn in den Thüringer Beherbergungsbetrieben die Zahl der Gästeankünfte nach Mitteilung des Thüringer Landesamtes für Statistik im 1. Quartal 2018 um 2,4 Prozent angestiegen sind und die Zahl der Übernachtungen gegenüber dem Vorjahresquartal um 4,3 Prozent angestiegen ist, so ist dies positiv zu bewerten. Wenn allerdings im gleichem Zeitraum in Deutschland, die Zahl der Übernachtungen um 7 Prozent zugenommen hat, dann relativiert sich leider das positive Thüringer Ergebnis und wir sehen daran, dass es noch sehr viel zu tun gibt. Und da sind alle Akteure im Thüringer Tourismus gefordert.“

Die Zahl der Betriebe im Thüringer Gastgewerbe ist weiter rückläufig. So sind im Jahr 2016 nach der Umsatzsteuerstatistik im Gastgewerbe des Freistaates, 34 Betriebe geschlossen worden, 19 bei den Gaststätten und 15 bei den Beherbergungsbetrieben.

Im gleichen Zeitraum war in Deutschland der Trend positiv zu beurteilen, da insgesamt 1.056 neue Betriebe (Gaststättengewerbe: 38; Beherbergungsgewerbe: 1.094) hinzukamen.

„Eine weitere massive Herausforderung für unsere Betriebe im Freistaat ist und bleibt das Thema Unternehmernachfolge, die Gewinnung von Fachkräften und Auszubildende für das Gastgewerbe. Aufgrund der guten und robusten Konjunktur kommt auch in unseren Betrieben der Aufschwung an, deshalb ist die Stimmung positiv, sie wird aber dadurch getrübt, dass immer häufiger Stellen nicht besetzt werden können. Dazu kommt das zu kritisierende Arbeitszeitgesetz, welches weder im Sinne von Gastfreundschaft und Dienstleistungen, noch der Mitarbeiter und schon gar nicht der Unternehmer ist. Dies führt leider immer häufiger dazu, dass Öffnungszeiten reduziert werden oder Veranstaltungen eben nicht angenommen werden können.“, so Dirk Ellinger, Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Thüringen.

Die Umsatzentwicklung im Gastgewerbe war insgesamt positiv, was selbstredend aufgrund der guten Gesamtkonjunktur zu erwarten war.  Jedoch lag die Entwicklung in Thüringen erneut unter Bundesniveau.

Der Umsatzzuwachs im deutschen Gastgewerbe lag im Zeitraum von 2015 zu 2016 bei 5,04 Prozent, dies waren im Durchschnitt 17.920 € pro Betriebsstätte.

Dies waren im Beherbergungsgewerbe 5,87 Prozent (Umsatzzuwachs: 37.179 €) und im Gaststättengewerbe 4,76 Prozent (Umsatzzuwachs: 13.641 €).

Im Thüringer Gastgewerbe dagegen lag der Umsatzzuwachs pro Betriebsstätte mit 3,22 Prozent insgesamt erheblich hinter dem Zuwachs auf Bundesebene.

Der Zuwachs pro Betriebsstätte lag in Thüringen bei insgesamt 6.760 € (Beherbergungsgewerbe: 11.354 €; Gaststättengewerbe: 5.674 €). Damit ist leider zu konstatieren, dass der Umsatz insgesamt im Thüringer Gastgewerbe, als auch in beiden Segmenten des Gastgewerbes gegenüber dem Bundesumsatz weiter tendenziell sinkt.

Im Vergleich der Umsätze pro Betriebstätte liegt Thüringen mit einem Durchschnittsumsatz in Höhe von 216.412 € auf dem letzten Platz. Dies gilt leider auch für das Beherbergungsgewerbe (Durchschnittsumsatz pro Betriebsstätte: 290.379€) und das Gaststättengewerbe (Durchschnittsumsatz pro Betriebsstätte: 194.767 €).

Mithin bleibt zu festzustellen, dass der Umsatz pro Betriebsstätte in Thüringen dagegen tendenziell weiter gesunken ist.

Die Gastronomie im  Freistaat

Mit insgesamt „gut“ beurteilen in der Konjunkturumfrage zur abgelaufenen Wintersaison etwa die Hälfte der befragten Unternehmer (46,9 Prozent). Im Gegensatz dazu gaben 14,3 Prozent der gastronomischen Unternehmer im Freistaat an, eine schlechte Saison gehabt zu haben. 38,8 Prozent der Gastronomen berichten von einer befriedigten Wintersaison.

Der Saldo zwischen positiver und negativer Einschätzung bei den Thüringer Gastronomen liegt damit aktuell bei + 32,6 (Vorjahr: + 27) Prozentpunkten. Dies stellt im Vergleich zum Vorjahr eine Verbesserung um 5,6 Prozentpunkte dar.

Die Entwicklung in der Gastronomie Thüringer ist im Vergleich zur Wintersaison vor einem Jahr weiter auf positivem Trend. Dies liegt insgesamt daran, dass das Weihnachtsgeschäft, nicht zuletzt geprägt und getragen von der konjunkturellen Entwicklung zu Umsatzsteigerungen geführt hat.

Die Erwartungen der Thüringer Gastronomen für die bevorstehende Sommersaison sind als verhalten zu bezeichnen und der Optimismus der vergangenen Jahre leicht rückläufig.

Vier von zehn der Thüringer Gastronomen gehen von eine guten und 6 Prozent von einer schlechten Saison aus. Damit scheint sich die positive Einschätzung der vergangenen Saison, jedenfalls bezüglich der Erwartungen, nicht weiter fortzusetzen. 54 Prozent der Befragten blicken befriedigend in die Zukunft.

Der Saldo zwischen positiver und negativer Einschätzung bei den Thüringer Gastronomen bezüglich der vor uns liegenden Sommersaison liegt bei 34,0 (Vorjahr: + 36,3) Prozentpunkten.

Die Hotellerie im Freistaat

Das Thüringer Beherbergungsgewerbe blickt deutlich positiv auf die zurückliegende Wintersaison. Insgesamt bewerten fast die Hälfte der Befragten Hoteliers, nämlich 45,6 Prozent (Vorjahr 29,2 Prozent) die vergangenen Saison mit gut. Jeder Vierte Unternehmer dagegen sprach von einer befriedigenden Saison (Vorjahr: 52,0 Prozent) und nur 15,5 Prozent (Vorjahr:18,8 Prozent) immerhin von einer schlechten Wintersaison.

Insgesamt ist die Einschätzung der Wintersaison durch die Unternehmer im Thüringer Beherbergungsgewerbe gleich der der Gastronomen. Gleichwohl liegt der Saldo zwischen positiver und negativer Bewertung bei den Unternehmern der Gastronomie, mit 32,6 Prozentpunkten fast gleich dem der Hoteliers, wo dieser bei ´30,1 Prozent liegt.

Die Erwartungen der Thüringer Hoteliers für die bevorstehende Sommersaison sind im Vergleich der Vorjahre weiter konstant als positiv zu bezeichnen.

Die Hälfte der Unternehmer im Thüringer Beherbergungsgewerbe (51,1 Prozent; Vorjahr: 58,3 Prozent) gehen von einer guten und 6,7 Prozent (Vorjahr: 2,1 Prozent) von einer schlechten Saison aus.

Der Saldo zwischen positiver und negativer Einschätzung bei den Thüringer Hoteliers bezüglich der vor uns liegenden Sommersaison liegt damit bei + 44,4 Prozentpunkten (Vorjahr: 56,2) und stellt zwar einen leichten Rückgang dar, gleichwohl eine weitere Festigung des im letzten Jahr zu beobachtenden Optimismustrends.

Insgesamt kann als positiv konstatiert werden, dass die Beurteilung der saisonalen Entwicklung, zwar immer saisonal schwankend, aber seit der Wintersaison 2014/15 insgesamt positiv bewertet wird. Insofern kann dabei schon von einer gewissen Nachhaltigkeit gesprochen werden.

Gleiches gilt jeweils für die Erwartungshaltung an die jeweils bevorstehende Saison. Diese wird insgesamt von den Unternehmern im Beherbergungsgewerbe besser eingeschätzt wie von den gastgewerblichen Unternehmern.

Seit der Erwartungsabfrage der Sommersaison 2016 ist diese auf einem sehr hohen positiven Niveau.

Innerhalb der Konjunkturabfrage wurden die Unternehmer nach ihren sonstigen Anmerkungen und Wünschen befragt. Dabei kristallisierte sich klar die Themenkomplexe Bürokratieabbau, Arbeitszeitregelungen und Gerechtigkeit bei der Mehrwertsteuer heraus.

Beispielhafte O- Töne der Unternehmer im Thüringer Gastgewerbe im Rahmen der Konjunkturumfrage:

  • Weniger Bürokratie; Bürokratieabbau und weniger Abgaben und Auflagen (Arbeitszeitdokumentation). Weniger Auflagen.
  • Nicht in die Abläufe der Unternehmen eingreifen.
  • Attraktiv machen von Gastgewerblichen Berufen.
  • Weniger Bürokratie, flexible Personalführung.
  • Flexiblere Arbeitszeitregelungen. Mehr Freiheit bei Arbeitszeitgestaltung; Anpassung des Arbeitszeitgesetzes an die Realität der täglichen Arbeitszeitanforderung
  • Senkung der Mehrwertsteuer für den Gastrobereich.
  • Anpassungsspielräume auf Gesetzesebene an strukturschwache Regionen unter Beachtung von Hygiene und Arbeitnehmerschutz
  • Eine Vision für Deutschland.

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Präsentation vom 13.06.2018