PM 22/2014

Kneipensterben in Thüringen geht weiter

Erfurt, 29.07.2014 / Thüringen verliert ein Stück Kulturgut. Immer mehr Thüringer Orte sind ohne Gastronomie.

Nach den jetzt vorliegenden Zahlen des Thüringer Landesamtes für Statistik hat der Freistaat allein im Jahr 2012 in der Gastronomie 3,81 % seiner Betriebe verloren. In den Jahren 2009 bis 2011 waren dies mit insgesamt 659 Betrieben 11,7 %.

Auch im Beherbergungsgewerbe hat Thüringen im Zeitraum von 2009 bis Mai 2012 Betriebe verloren. So sank die Zahl um 86 auf 1.540 Betriebe, was einem Verlust von 5,29 % entspricht.

In den einzelnen Segmenten des Gastgewerbes ist eine besonders dramatische Entwicklung in den Restaurants mit herkömmlicher Bedienung zu vermelden. Im Zeitraum von 2009 bis 2012 sank die Zahl der Betriebe auf 2.167, ein Verlust von 567 Betrieben. Diess entspricht konkret, dass jeder fünfte Betrieb in diesem Zeitraum geschlossen wurde.

Eine ähnliche Entwicklung ist im Bereich des Ausschanks von Getränken zu konstatieren, in welchem gleichen Zeitraum 164 Betriebe, das entspricht 19 %, schließen mussten.

Bezüglich der getränkegeprägten Gastronomie kann nicht bestritten werden, dass auch, wenn sich die Kollegen mit dem Rauchverbot arrangiert haben, dies doch ein nicht unerheblicher Faktor für Umsatzeinbrüche und auch Betriebsschließungen war und ist.

Auch ist die Umsatzentwicklung im Gastgewerbe insgesamt nicht gerade als positiv zu vermelden. So sank der Umsatz (real) von 2005 zu 2013 auf 79,2 %. Die Beschäftigungsentwicklung folgt dem ebenfalls mit einer Senkung 87,2 % im gleichen Zeitraum.

Die Präsidentin des DEHOGA Thüringen, Gudrun Münnich, führte dazu aus:

„Das Hotel- und Gaststättengewerbe in Thüringen ist der Hauptleistungsträger im Tourismus. Wenn wir weiter Betriebe verlieren, so wird dies auch sehr deutlich zu spüren sein. Ich höre immer wieder Beschwerden von Touristen, weil sie keine Möglichkeit des Einkehrens gefunden haben. So sei öfter eine Ausflugsgaststätte nicht auffindbar, ein Dorfgasthaus nicht vorhanden  oder  ein Restaurant geschlossen. Das stimmt mich traurig und sollte uns allen zu denken geben. Für die Einheimischen stirbt mit dem Dorfgasthof ein Stück ländliche Lebensqualität und für den Touristen sinkt die Attraktivität.“

„Die Ursachen“, so Dirk Ellinger Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Thüringen, „liegen auf der Hand und sind doch umfassend.

Das aktuelle Umsatzniveau im Thüringer Gastgewerbe liegt leider unter dem des Jahres 2002. Die Kosten dagegen, sind teilweise erheblich gestiegen. Die in den letzten Jahren spürbaren Preiserhöhungen, u.a. bei Lebensmitteln, Dienstleistungen und insbesondere auch Energie, konnten häufig nicht oder nur zum sehr geringen Teil über den Preis an die Gäste weitergegeben werden.

Dies hat nicht zu einer steigenden Nachfrage geführt, aber zu sinkenden Erträgen, über die wir seit Jahren in unseren Konjunkturumfragen berichten müssen.“

Gerade auch die aktuelle Diskussion um den Mindestlohn zeigt, dass die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland diesen offensichtlich mittragen. Aber dann muss eben auch die Bereitschaft da sein, für eine Dienstleistung den entsprechenden Preis zu zahlen.

Nicht nur das Gastgewerbe, auch die Zulieferer und die Dienstleister werden ab Januar Mindestlohn zahlen müssen. Sie alle werden ihre Mehrkosten auf die Preise umlegen müssen, wenn das Unternehmen nicht in wirtschaftliche Schieflage gelangen will.

„‘Eine Geiz ist geil-Mentalität‘ erlaubt es dann eben nicht, angemessene Löhne zu zahlen, die Kosten zu erwirtschaften und für den Unternehmer auch eine tragfähige Existenz zu sichern.“, so Münnich weiter.