Neujahrsinterview

Neujahrsinterview 2015

Frau Münnich – wie schätzen sie das Jahr 2014 insgesamt ein?
Insgesamt war das Jahr 2014 für das Thüringer Gastgewerbe gut, wobei es sehr große Unterschiede in den Regionen und den einzelnen Betriebstypen gab.

Natürlich braucht unsere Branche insgesamt verlässliche Rahmenbedingungen und nicht immer neue Auflagen, Bestimmungen und Kontrollinstanzen, die uns als Unternehmer nicht nur die Freiheit einschränken, sondern auch bis an die Existenz gehen. Genau da war das vergangene Jahr eben kein gutes. In vielen Gesprächen mit Kollegen, und auch in unseren Umfragen, ist deshalb die Stimmung, mit Blick auf 2015 massiv getrübt.

Wo sehen Sie die Ursachen dafür?
Ich sehe da als erstes den Mindestlohn. Die Kennzeichnung der Allergenen Stoffe ist ein zweites Thema, aber auch die Diskussion um die Kostenpflicht der Kontrollen der Lebensmittelüberwachungen sowie die steuerliche Einschränkung von den Aufwendungen für Betriebsfeiern.
Gerade das Weihnachtsgeschäft, welches im vergangenen Jahr, nach den ersten Informationen als gut bezeichnet werden kann, ist doch davon geprägt, dass viele Unternehmer ihre Mitarbeiter zu Betriebsfeiern einladen und sich auf diesem Weg bedanken. Wenn es hier massive Einschränkungen des steuerlichen Abzugs gibt, dann spüren wir es eben zuerst, weil dann solche Feiern einfach nicht mehr stattfinden.

Bei der Kostenpflicht der Kontrollen, der Lebensmittelüberwachung, kann ich nur mit dem Kopf schütteln – da diese eine hoheitliche Aufgabe ist und damit kostenfrei erbracht werden muss. Das wäre im Übrigen ja so, wenn ein Autofahrer von der Polizei bei einer Routinekontrolle angehalten wird und dafür bezahlen muss.

Wieder einmal sollen offensichtlich die öffentlichen Kassen zu unseren Lasten aufgebessert werden, dem werden wir massiv entgegentreten.

Apropos Mindestlohn –wie sehen sie die Situation für das Thüringer Gastgewerbe?
Beim Thema Mindestlohn haben wir sehr große Sorgen. Wir haben durch die Entscheidung der Politik einen grundsätzlichen Eingriff in unsere Tarifautonomie und in das Tarifgefüge, im bis Ende 2014 geltenden ETV, in Höhe von 10 bis 20 Prozent. Das ist schon kaum finanzierbar. Auch die massive Verteuerung der Aushilfslöhne, wo doch Aushilfen insbesondere für unser diskontinuierliches Geschäft dringend notwendig sind, ist kaum zu stemmen.

Dazu kommen die bürokratischen Vorschriften und viele offene Fragen, die leider nicht verbindlich im Vorfeld geklärt worden sind.

Da ist zum einen das Thema der Arbeitszeit. Ich bin ja verwundert über die Erkenntnis unserer aus Thüringen stammenden Tourismusbeauftragten der Bundesregierung, die doch schon auf dem DEHOGA Branchentag ausgeführt hat, dass es ein mögliches Arbeitszeitproblem geben könnte, wenn nur 10 Stunden zulässig wären, da sie ja gerade die Hochzeit ihres Sohnes plant und da es doch nicht sein könne, dass diese dann schon um 2:00 Uhr nachts zu Ende wäre, weil die Einschränkungen des Arbeitszeitgesetzes wirken.

Große Sorgen macht mir auch das Thema der „Hotline“ und der damit verbundenen Folgen. Wenn also zukünftig ein Mitarbeiter oder ehemaliger Mitarbeiter seinen Unternehmer schaden will, dann ruft er den Zoll an, dieser rückt dann an und kontrolliert den Betrieb, verdachtsunabhängig und grundlos, dafür aber massiv und nachhaltig. Das kann doch wohl nicht sein, wenn schon so etwas in Erwägung gezogen wird, dann bitte doch nur Anzeigen unter Namensnennung und im Fall von falschen Behauptungen, auch mit den entsprechenden rechtlichen Konsequenzen gegen den Anzeigensteller. 

Und das Thema Kennzeichnung der Allergenen Stoffe?
Bei der Kennzeichnung der Allergenen Stoffe hat die Politik in letzte Minute, auch nach unseren massiven Interventionen, doch noch eine Verordnung – 14 Tage vor Inkrafttreten der EU – Verordnung, realisiert. Gleichsam darf dies natürlich nicht davon ablenken, dass es trotz alledem ein Bürokratie – Monster ist. Dass wir nämlich alle Allergenen Stoffe erfassen und nun zwar nicht auf jeder Karte, aber dennoch darauf hinweisen und entsprechend auszeichnen müssen. Im Übrigen hatte die Bundesregierung drei Jahre Zeit eine nationale Vorschrift zu erlassen.

Hat der DEHOGA Thüringen seine Mitglieder umfassend und aktuell informiert?
Ich bin sehr froh darüber, dass wir als DEHOGA Thüringen in umfangreichen Veranstaltungen die Kollegen informiert haben. Ferner haben wir über unsere Internetportale, Newsletter und auch nicht zuletzt über Facebook tagaktuell alle Informationen an unsere Mitglieder transportiert. An dieser Stelle gebührt auch ein Dank an unsere Mitarbeiter, die diese Herausforderung meistern.

Einerseits ist es selbstredend unsere Aufgabe als Unternehmerverband uns in die politische Diskussion einzubringen, aber andererseits auch die Unternehmer dann zu informieren, wie etwas umzusetzen ist. Leider hatte beim Thema Mindestlohn die Einsicht bei Politikern sowie auch die vielfachen Schreiben unsererseits, welche oftmals und vor allem in der Sache unbeantwortet blieben, keinen Erfolg.

Gerade deshalb haben wir sehr viele Veranstaltungen realisiert und werden diese weiter führen. Aber auch individuelle Beratung bieten wir an. Natürlich können wir nicht alles kostenfrei realisieren, aber ich bin überzeugt davon, dass wir durch unsere Angebote einen massiven Mehrwert für unsere Mitglieder generieren.

Die Situation am Ausbildungsmarkt haben Sie als besorgniserregend bezeichnet – Was muss die Branche tun, um die Ausbildungsplätze zu besetzen und zukünftige Fachkräfte überhaupt zu bekommen?
Wir brauchen mehr gesellschaftliches Ansehen für unsere Branche insgesamt, für unsere Dienstleistungen und unsere Mitarbeiter. Wir müssen endlich auch in Deutschland aufhören, Dienstleistungen minder zu schätzen und schlecht zu reden.

Beispielsweise habe ich den Eindruck in der gesellschaftlichen Diskussion, dass es etwas ganz schlimmes ist, am Wochenende und an Feiertagen zu arbeiten. Die Dienstleistungen werden aber gern angenommen und sollen ständig verbessert werden.

Sicherlich müssen wir da auch noch mit einigen Illusionen aufräumen, die durch das Fernsehen vermittelt werden, eine Koch Show hat eben nichts mit dem Alltag in unseren Betrieben zu tun.

Unsere Branche ist die schönste der Welt. Wo gibt es das sonst noch, dass Auszubildenden vom ersten Tag an am Gast arbeiten und wenn sie Freude daran haben Dienstleistungen zu erbringen, dann auch entsprechende Erfüllung erleben dürfen.

Natürlich haben wir einen schweren Beruf, den ganzen Tag stehen, laufen und auch schwer tragen, im Sommer ist es in der Küche unerträglich heiß…, aber es macht eben viel mehr Spaß, unseren Gästen Wünsche zu erfüllen und eben Dienstleister zu sein. Dies muss unsere wichtigste Botschaft sein.

Ist nicht für die Weiterbildung der Mitarbeiter das in Diskussion stehende Bildungsfreistellungsgesetz eine wirksame Möglichkeit, die Weiterbildung der Mitarbeiter zu realisieren?
Die Weiterbildung unserer Mitarbeiter ist ein wichtiges und auch aktuelles Thema. Der DEHOGA Thüringen hat ja gerade auch aus diesem Grund das DEHOGA Thüringen KOMPETENZZENTRUM, wo entsprechende Angebote zur Aus- und Weiterbildung realisiert werden. Unsere Mitarbeiter und wir als Unternehmer wissen was wir brauchen und regeln dies entsprechend, wir brauchen an dieser Stelle nicht ein Gesetz, was wiederum in die Betriebe eingreift und uns verpflichten soll. Wir reden da eben mal, bei 5 Tagen bezahlter Freistellung, von 2,5 Prozent Personalkostenerhöhung. Da frage ich mich doch ernsthaft, wie wir das dann auch noch finanzieren sollen.