PM 18/2015

DEHOGA Thüringen – Branchenbericht 2014/15

Die konjunkturelle Entwicklung von Hotellerie und Gastronomie in Thüringen

(Winter 2014/15 – Ausblick Sommer 2015)

 

Erfurt, 10.06.2015 / Das Thüringer Gastgewerbe blickt verhalten auf die vergangene Wintersaison. Leider sind die Aussichten für die vor uns liegende Sommersaison eingedenk der Herausforderungen für die Branche gedämpft.

Mit dem Branchenbericht Gastgewerbe Winter 2014/15 – Ausblick Sommer 2015 stellt der DEHOGA Thüringen e.V. seine Konjunkturbefragung des gastgewerblichen Marktes in Thüringen vor.

 

Grundlage für den Branchenbericht sind Befragungen von Hoteliers und Gastronomen in ganz Thüringen, die in Zusammenarbeit mit dem Institut für Management und Tourismus der Fachhochschule Westküste in Heide für ganz Deutschland durchgeführt werden. Für die Analyse werden die Ergebnisse nach den Branchensegmenten Hotellerie und Gastronomie unterteilt und für ausgewählte Konjunkturmerkmale kommentiert. Die Beurteilung der Konjunkturentwicklung bezieht sich auf die Geschäftslage im Zeitraum Oktober 2014 bis März 2015 sowie die Geschäftserwartungen für die Monate April bis September 2015.

 

Die Daten wurden per Online-Fragebogen im Zeitraum vom 08. April bis 30. April 2015 in ganz Deutschland, so auch in Thüringen erhoben. Insofern lässt sich die Auswertung und Einschätzung des Thüringer Gastgewerbes mit dem Deutschlandtrend vergleichen.

 

 

Das Gastgewerbe in Thüringen

Das Gastgewerbe ist der Hauptleistungsträger im Thüringer Tourismus. Leider hat sich der Trend der negativen Betriebsentwicklungen insbesondere auch in der Anzahl der Betriebe weiter fortgesetzt.

 

Im März 2015 waren nach Angaben des Thüringer Landesamtes für Statistik noch 1.218 Beherbergungsbetriebe geöffnet. Im Vergleich zu 2008 mit 1.323 Betrieben hat sich die Zahl damit um 105 Betriebe verringert.

 

Im Gaststättengewerbe waren es im Zeitraum von 2008 (5.496 Betriebe) zu 2013 (3.877 Betriebe) 1.619 Betriebe, die geschlossen wurden, dies entspricht 29,5 Prozent.

 

Die Umsatzentwicklung ist im 1. Quartal 2015, mit einem realen Zuwachs in Höhe von 4,1% (im Vergleich zur Basis 2010) im Gastgewerbe insgesamt, als positiv zu bezeichnen, darf jedoch nicht darüber hinweg täuschen, dass bei der langfristigen Betrachtung das Umsatzniveau aktuell unter dem des Jahres 2005 liegt.

 

Die Umsatzentwicklung (real) 2014 auf Basis 2005 lag im gesamten Gastgewerbe bei 76,32 %. Im Beherbergungsgewerbe lag die Umsatzentwicklung in diesem Zeitraum real bei 79,65 % und im Gaststättengewerbe bei 74,58 %. Augenscheinlich dabei ist das die Umsatzentwicklung im Gaststättengewerbe in den letzten Jahren stärker zugelegt hat, als die im Beherbergungsgewerbe. Im Zeitraum zwischen 2005 und 2010 war das Gegenteil der Fall.

 

Im Jahr 2014 hat sich eine leichte positive Entwicklung für die Gastronomie weiter fortgesetzt, da diese eine Umsatzsteigerung von 16 Prozent verzeichnet. Das Beherbergungsgewerbe hat dagegen eine reale Umsatzentwicklung von -0,1 %.

Gleichwohl ist die Entwicklung der Gästeankünfte und Übernachtungen insgesamt positiv, hat diese doch im Vergleich zu 2005 im Jahr 2014 um 17,49 % (Gästeankünfte) und 10,91 % (Gästeübernachtungen) zugelegt. Dennoch darf dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Umsatz im gleichen Zeitraum real nicht gestiegen ist.

Gesamtergebnis Hotellerie

Nach der diesjährigen Konjunkturumfrageauswertung im Thüringer Hotel- und Gaststättengewerbe beurteilen die Thüringer Hoteliers die Geschäftslage des zurückliegenden Winterhalbjahres mit 42,1 Prozent (Vorjahr: 24,6 %) überwiegend gut. Damit ist die Stimmung in Beherbergungsgewerbe besser als in der Gastronomie.

Jedoch darf die durchschnittliche Stimmungslage nicht darüber hinwegtäuschen, dass dies sehr unterschiedlich nach Betriebstypen und insbesondere nach Regionen differiert. So sind die Einschätzungen der Hoteliers im Thüringer Wald eher befriedigend bis schlecht, was zweifelsohne am fehlenden Schnee und damit den zurückhaltenden Buchungen und der damit einhergehenden schlechteren Auslastung liegt.

Insgesamt beurteilen 19,8 Prozent der Unternehmer im Beherbergungsgewerbe die Saison als schlecht (Vorjahr: 31,9 %). Damit ist aber dennoch gegenüber dem Vorjahr insgesamt eine leichte Verbesserung der Gesamtbeurteilung zu konstatieren.

Gesamtbeurteilung Vergleich Winter 2013/2014 Vergleich Winter 2012/2013

befriedigend 38,2 41,3 42

schlecht 19,8 31,9 33

gut 42,1 24,6 26

Saisonbetrieb (Winter geschlossen) / 2,2 /

 

Die Umsatzentwicklung in der zurückliegenden Saison wird von 36,7 Prozent der Hoteliers als gesunken charakterisiert (Vorjahr: 51,9 Prozent). 22,5 Prozent der Kollegen berichten von einem gestiegenden Umsatz.

Zwei Drittel der befragten Unternehmer berichten von gleich bleibenden und ein Drittel von gestiegenen Zimmerpreisen. Damit einhergehend wird leider bei 4 von 10 der befragten Unternehmern von einer sinkenden Zimmerauslastung berichtet.

Als weiterhin dramatisch muss die Ertragslage bezeichnet werden. Mit 49,2 Prozent (Vorjahr: 51,9 Prozent) berichten die Hälfte der Hoteliers, dass sie im Zeitraum von Oktober 2014 bis März 2015 Ertragseinbußen hinnehmen mussten. Von gestiegenen Erträgen konnten nur 15 Prozent der Unternehmer berichten.

Rubrik gesunken gleich gestiegen

Zimmerauslastung 39,2 39,2 21,7

Zimmerpreise 1,7 65,0 33,3

Umsatz 36,7 35,8 27,5

Mitarbeiterzahl 23,5 63,9 12,6

Ertrag 49,2 35,8 15,0

Investitionen 29,2 51,7 19,2

Das Investitionsverhalten der Hoteliers hat sich trotz der angespannten Ertragslage ähnlich wie im Vorjahr entwickelt. So ist bei 51,7 Prozent der befragten Unternehmer das Investitionsvolumen gleich geblieben (Vorjahr 46,7 Prozent). Aber der Trend, aufgrund der angespannten Situation geht eher in ein verhaltenes Sinken über.

Die Erwartungshaltung der Unternehmer in der Thüringer Hotellerie für das Sommerhalbjahr 2015 ist als wiederum als verhalten zu charakterisieren. Etwas mehr als die Hälfte, nämlich 55,8 Prozent (Vorjahr: 47,1 Prozent) der befragten Hoteliers rechnen mit gleich bleibenden Geschäften.

Mit Blick auf die gesamtwirtschaftlichen Prognosen hoffen 22,5 Prozent der Hoteliers auf eine Belebung des Geschäfts (Vorjahr 37,7 Prozent). Jedoch geht jeder Fünfte (22,5 Prozent) Unternehmer von einer ungünstigen Entwicklung aus (Vorjahr 15,2 Prozent).

Gesamtbeurteilung Vergleich Sommer 2014 Vergleich Sommer 2013

gleich bleibend 55,8 47,1 52

günstiger 22,5 37,7 35

ungünstiger 21,7 15,2 12

Insgesamt rechnen 34,7 Prozent der Unternehmen mit steigenden Umsatzerlösen (Vorjahr 31,9 Prozent) und 52,1 Prozent erwarten stabile Umsätze (Vorjahr 51,5 Prozent).

34,7 Prozent (Vorjahr 35,5 Prozent) schätzen die Ertragslage in der kommenden Saison eher rückläufig ein. Von den befragten Unternehmen sehen 19,8 Prozent (Vorjahr 21,0 Prozent) eine positiveren Ertragslage. In der kommenden Saison gehen 45,5 Prozent von gleich bleibenden Erträgen aus (Vorjahr 43,5 Prozent). Damit lässt sich die Lage als von Hoffnung geprägt bezeichnen.

Auch die Aussicht auf die zu erwartende Belegungssituation im Sommer 2015 ist verhaltener als die Erwartungen vor einem Jahr. So erwarten 24,8 Prozent der Unternehmen (Vorjahr 30,4 Prozent) eine steigende und 52,1 Prozent eine gleich bleibende Zimmerauslastung (Vorjahr 51,5 Prozent). 23,1 Prozent der Befragten Unternehmer in den Beherbergungsgewerbe rechnen auch in der kommenden Saison mit einer weiter sinkenden Zimmerauslastung (Vorjahr 18,1 Prozent).

 

Rubrik wird sinken gleich-bleibend wird steigen

Zimmerauslastung 23,1 52,1 24,8

Zimmerpreis 0,8 70,2 28,9

Umsatz 23,1 42,1 34,7

Mitarbeiterzahl 13,3 79,2 7,5

Ertrag 34,7 45,5 19,8

Investition 36,4 47,1 16,5

 

Gesamtergebnis Gastronomie

Das Thüringer Gaststättengewerbe ist geprägt von Kleinstbetrieben, insbesondere von Familienbetrieben. Dabei hat ein knappes Drittel der Betriebe nur einen Umsatz bis zu 125.000 Euro pro Jahr. Die Hälfte der Gastronomiebetriebe im Freistaat hat einen Umsatz von weniger als 250.000 €. Die Großbetriebe sind in Thüringen eher die Seltenheit. Weniger als jeder siebente Betrieb berichtet von Umsätzen von mehr als einer Million Euro.

Mit gut beurteilen dabei fast ein Drittel der Unternehmer (31,3 Prozent) die vergangene Saison. Dies ist im Vergleich zur Vorjahresentwicklung ein leicht positiver Trend, sagten demnach in den Winterbefragungen der Vorjahre nur ein Viertel der Unternehmer, dass sie eine gute Saison hatten.

20,1 Prozent der Gastronomen berichten von einer schlechten und fast die Hälfte (48,5 %) von einer befriedigten Wintersaison.

Damit hat sich die Stimmung trotz des niedrigen Niveaus leicht verbessert. Dies lässt sich aber auch im Wesentlichen auf die Umsatzentwicklung zum Jahresende und im ersten Quartal 2015 zurückführen.

 

 

 

 

Gesamtbeurteilung Vergleich Winter 2013/2014 Vergleich

Winter 2012/2013

befriedigend 48,5 42,0 46,5

schlecht 20,1 30,6 28,5

gut 31,3 25,5 25,0

Saisonbetrieb

(Winter geschlossen) / 1,9 /

 

Weiterhin besorgniserregend sieht auch in der Gastronomie die Umsatz- und Ertragslage aus. So berichten 35,3 Prozent (Vorjahr: 44,8 Prozent) der Unternehmer von gesunkenen Umsätzen und 50,4 Prozent (Vorjahr: 55,2 Prozent) der Befragten von Ertragseinbußen in der zurückliegenden Wintersaison. Wiederum ist die Anzahl der Gäste bei 38,1 Prozent der befragten Gastronomen gesunken (Vorjahr 45,5 Prozent).

Lediglich 12,7 Prozent der Thüringer Gastronomen konnten sich über steigende Umsätze (Vorjahr 17,5 Prozent) und 9,8 Prozent über eine positive Ertragslage (Vorjahr 9,7 Prozent) freuen.

Die Preise für Speisen und Getränke, dies bestätigen auch die aktuellen Zahlen des Thüringer Landesamtes für Statistik sind, eingedenk der Entwicklung der letzten Jahre, in denen die Preiserhöhungen, die die Branche trafen kaum über die Preise weitergegeben wurden, gestiegen. So wurden die Preise für Speisen und Getränke von 51,5 Prozent und damit mehr als der Hälfte der befragten Unternehmen erhöht (Vorjahr 25,3 Prozent). 48,9 Prozent der Unternehmer berichten von stabilen Preisen (Vorjahr: 71,5 %).

Gesamtbeurteilung Vergleich Sommer 2014 Vergleich Sommer 2013

gleich bleibend 58,2 47,8 56

günstiger 25,4 31,8 23,5

ungünstiger 16,4 19,7 20,5

Saisonbetrieb

(Winter geschlossen) / 0,7 /

Befragt nach den Einzelindikatoren, geht die Mehrzahl der Unternehmer in der Gastronomie von einer gleichbleibenden Entwicklung aus. Dennoch darf dabei nicht unterschätzt werden, dass die positivere Erwartung bezüglich Umsatz und Gästezahl wiederum einer eher verschlechternden Ertragserwartung gegenüber steht.

Fast jeder dritte, befragte Gastronom (29,3 Prozent) rechnet mit steigenden Umsätzen (Vorjahr 35,3 Prozent). Dagegen gehen aber auch 24,1 Prozent der Befragten Unternehmer in der Gastronomie von weiteren Umsatzverlusten (Vorjahr 19,9 Prozent) aus.

Die Mitarbeiterzahl wird weitestgehend unverändert bleiben.

Jedoch ist die Ertragserwartung bei den Gastronomen als weiter bedenklich zu charakterisieren. Demnach rechnen nur 12,2 Prozent mit steigenden (Vorjahr: 23,7 Prozent), demgegenüber aber 31,3 Prozent mit sinkenden Erträgen (Vorjahr: 32,7 Prozent).

Rubrik wird sinken gleich-bleibend wird steigen

Gästeanzahl 21,8 54,9 23,3

Umsatz 24,1 46,6 29,3

Preise für Speisen und Getränke 3,0 60,9 36,1

Mitarbeiterzahl 10,6 78,8 10,6

Ertrag 31,3 56,6 12,2

Investition 34,8 53,0 12,1