PM 27/2015

Die konjunkturelle Entwicklung von Hotellerie und Gastronomie im Freistaat Thüringen (Sommer 2015 – Ausblick Winter 2015/2016)

Erfurt, 05.11.2015 / Das Gastgewerbe in Deutschland, so auch in Thüringen, steht vor vielen aktuellen Herausforderungen, die es zu meistern gilt und die gemeistert werden müssen. Dies ist die Botschaft und Kernaussage der aktuellen Konjunkturumfrage im Thüringer Gastgewerbe. Die Stimmung im Gewerbe ist positiver als noch vor einem Jahr, was auf die insgesamt positive konjunkturelle Entwicklung in Deutschland und so auch in Thüringen zurückzuführen ist.

 

In den einzeln abgefragten Indikatoren für die zurückliegende Sommersaison, zeichnet sich bei den Unternehmern der Hotellerie ein besseres Bild als bei der Gastronomie ab, obgleich dies insgesamt eher optimistisch ist. In beiden Bereichen des Gastgewerbes kann daher von einer aufhellenden Einschätzung der aktuellen Lage gesprochen werden. Bei den Erwartungen auf die vor uns liegende Wintersaison sind diese als insgesamt jedoch verhalten zu charakterisieren.

 

Auffällig ist die massiv sinkende Investitionsbereitschaft der Unternehmer. Es gehen fast 50 Prozent der Gastronomen und 33 Prozent der Hoteliers davon aus, dass die Investitionen im Winterhalbjahr sinken werden. Traditionell ist im Winterhalbjahr die Investition niedriger als im Sommerhalbjahr, aber in dieser Relation sicherlich nicht unerheblich von sehr abwartender Haltung bezüglich der geschäftlichen Entwicklung geprägt.

 

 

„In unserem Gewerbe findet ein Wandel statt. Die Gäste von heute sind informiert, ambivalent und buchen kurzfristig. Dazu geht der Trend mehr in Richtung Unterhaltung und weg vom „nur“ Essen und weg vom ausgiebigen Mittagessen. Hier darf es schnell etwas „to go“ sein. Der Fokus liegt wieder stärker auf dem Essen am Abend, gern auch mit Unterhaltungswert. Darauf müssen wir reagieren und entsprechende Angebote entwickeln.“, so Gudrun Münnich, Präsidentin des DEHOGA Thüringen.

 

„Leider“, so Münnich weiter, „werden wir natürlich seitens der Politik, die doch annehmbare Rahmenbedingungen, auch für die vielen Klein- und Kleinstunternehmer in unserer Branche schaffen sollte, immer wieder mit neuen bürokratischen Lasten belegt, die uns an den Schreibtisch fesseln und damit nicht unsere Arbeit am Gast machen lassen. Im selben Atemzug kritisiert man dann, dass Ruhetage eingeführt und Öffnungszeiten beschränkt werden. Das passt dann doch wohl nicht so ganz.“

 

Nach der Auswertung der Konjunkturumfrage der diesjährigen Sommersaison im Gastgewerbe kann durchaus von einer durch Hoffnung geprägten optimistischen Beurteilung der Lage durch die Unternehmer gesprochen werden.

 

Getrübt wird die Stimmung jedoch von der Erwartung auf die bevorstehende Saison und den Hauptproblemfeldern der Unternehmer. An dieser Stelle liegen Personalgewinnung, Kostenentwicklung sowie Dokumentation wieder ganz vorn bei den Unternehmern im Gastgewerbe.

 

Dirk Ellinger, Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Thüringen, führt dazu aus:

„Aufgrund der immer weiter ausufernden Vorschriften, insbesondere auch der Dokumentationspflichten, wird schon sehr stark die Möglichkeit eingeschränkt, Dienstleistungen dann zu erbringen, wenn sie Gäste haben wollen, so jedenfalls das Resümee nach einer Vielzahl von Gesprächen mit Unternehmern in unserem Gewerbe in den letzten Monaten.“

 

Die sich weiter insgesamt positiv entwickelnde Nachfrage, muss zwar regional als sehr unterschiedlich charakterisiert werden, aber die Mehrzahl der Unternehmer berichtet von gleichem bis gestiegenem Umsatz.

 

Jedoch wird dies durch weitere Belastungen eingeschränkt und schlägt eben nicht auf den Ertrag der Unternehmen durch. Genau hierbei besteht die Angst der befragten Unternehmer, dass eine positive Ertragsentwicklung auch in der kommenden Saison nicht eintreten wird.

 

„Für Unternehmer völlig unverständlich ist eben, wenn ein Gast, der eine Feier am Wochenende ausrichten will, die betrieblichen Möglichkeiten vorhanden sind und die Mitarbeiter auch bereit sind zu arbeiten, er einen solchen Auftrag ablehnen soll, weil die Feier vom Nachmittag 15:00 Uhr bis in die Nacht um 3:00 Uhr oder länger gehen soll. Der Unternehmer kann diesen Auftrag nicht annehmen, weil seine Mitarbeiter die Höchstarbeitszeitgrenze von 10 Stunden überschreiten würden. Wenn dann Politiker Unternehmern erzählen, dass eine zweite Schicht kommen soll, oder die Arbeitszeiten der Mitarbeiter versetzt gestaltet werden können, so zeugt dies nur von mangelnder Sachkenntnis, weil schlicht und ergreifend gerade in Thüringen die Unternehmen so kleinteilig sind, dass sie diese Mitarbeiter nicht haben. Häufig wird damit argumentiert, dass doch Ausnahmeanträge zur Verlängerung der Arbeitszeit gestellt werden könnten, damit Veranstaltungen realisierbar sind. Dies zeugt jedoch leider auch von der Unkenntnis der gesetzlichen Regelungen. Für das Gastgewerbe kann nur ein Ausnahmeantrag nach § 15 Abs. 1 Nr. 2 ArbZG für Saisonbetriebe gestellt werden, eine Familienfeier am Wochenende ist aber eben kein saisonales Ereignis.“, führt Dirk Ellinger weiter aus.

 

Es gibt Anlässe im Gastgewerbe, die entgegen der Regelung der Begrenzung der Arbeitszeit auf 10 Stunden, es eben erforderlich machen, länger zu arbeiten.

 

Das sind beispielsweise Familienfeiern, Kongresse, und Großveranstaltungen, wo es kaum möglich ist, eine zweite Schicht einzusetzen. Es gibt wohl kaum Mitarbeiter oder Aushilfen, die 01:00 Uhr nachts noch für drei Stunden zum Arbeiten kommen wollen oder werden.

 

Aber andererseits gibt es eben die Mitarbeiter im Gastgewerbe, die nicht gegen ihren Willen geschützt werden wollen und gern bereit sind, auch über zehn Stunden hinaus zu arbeiten, wenn es die Anlässe oder die Wünsche der Gäste erfordern.

 

„Wir wollen damit keineswegs das Wort reden, dass diese Zeit nicht als Arbeitszeit bezahlt werden soll. Im Übrigen würde, bei der jetzigen Situation am Arbeitsmarkt dies wohl auch kaum ein Mitarbeiter mitmachen. Oftmals sind in unserer Branche, insbesondere durch die Kleinteiligkeit der Betriebe, die Beziehungen zwischen Unternehmern und Mitarbeitern doch eher familiär geprägt.“, so die Präsidentin weiter.

 

Die zurückliegende Sommersaison schätzt die Mehrheit der Unternehmer im Hotel- und Gaststättengewerbe als gut ein. Wie in unseren Vorbefragungen auch gegenständlich, schätzt die Hotellerie mit fast zwei Drittel (63,9 Prozent) der befragten Kollegen die Saison mit gut und damit insgesamt besser als die befragten Kollegen in der Gastronomie, wo dies mit 46,4 Prozent etwas weniger als die Hälfte der Unternehmer waren.

 

Damit ist gegenüber den vorherigen Konjunkturfragen eine insgesamt bessere Stimmung im Gastgewerbe zu konstatieren. Diese Stimmung trägt dennoch nicht bei der Erwartungshaltung in die bevorstehende Wintersaison. Rund ein Drittel der Unternehmer gehen dabei von einer guten Wintersaison aus (Gastronomie: 29,2 Prozent; Hotellerie: 31,1 Prozent). Dagegen sind die Erwartungshaltungen bei ca. einem Fünftel der Beherbergungsbetriebe (20,4 Prozent) und bei einem Viertel der Gastronomiebetriebe (26,2 Prozent) als schlecht bezeichnet worden. Wie im Vorjahr geht ca. die Hälfte der Unternehmer im Gastgewerbe bei ihren Erwartungen von einer befriedigenden Wintersaison aus.

 

 

Gesamtergebnis und Ausblick Hotellerie

Nach Auswertung der diesjährigen Konjunkturumfrage im Thüringer Hotel- und Gaststättengewerbe kann konstatiert werden, dass die Stimmung in der Thüringer Hotellerie insgesamt auf einem sich positiv entwickelnden Weg ist. Es beurteilen 63,9 Prozent und damit fast zwei Drittel der Unternehmer, die Lage mit gut. Im Frühjahr waren dies 50,4 Prozent und im Vorjahr 41,6 Prozent.

 

Bei den Einzelindikatoren ist ein ebenso sich positiv entwickelnder Trend, bezüglich der Zimmerauslastung und des Umsatzes zu konstatieren.

 

Bei 42,6 Prozent der befragten Unternehmer hat sich die Zimmerauslastung in der vergangenen Saison positiv entwickelt. Gesunken ist diese bei einem Viertel der befragten Unternehmer (24,1 Prozent).

 

Über Umsatzsteigerungen haben, ähnlich wie bei der Zimmerauslastung, 43,9 Prozent der befragten Hoteliers berichtet. Dagegen mussten ein Fünftel der Beherbergungsbetriebe (20,6 Prozent) Umsatzeinbußen hinnehmen.

 

Bei den Zimmerpreisen berichten mit 55,6 Prozent, damit mehr als die Hälfte der Hoteliers, von gleich bleibenden Preisen. Dagegen jedoch sind bei 40,7 Prozent der Unternehmer Preiserhöhungen realisiert worden.

 

Die Mitarbeiterzahl in der Thüringer Hotellerie ist überwiegend unverändert geblieben.

 

Die positiven Wirkungen der Auslastungs- und Umsatzsteigerungen sind jedoch in der Hotellerie nicht auf die Erträge durchgeschlagen. Dennoch ist die Einschätzung im Durchschnitt dreigeteilt zwischen sinken (32,7 Prozent), gleichbleibend (37,4 Prozent) und gestiegen (29,9 Prozent).

 

Rubrik gesunken gleich gestiegen

Zimmerauslastung 24,1 33,3 42,6

Zimmerpreise 3,7 55,6 40,7

Umsatz 20,6 35,5 43,9

Mitarbeiterzahl 16,8 66,4 16,8

Ertrag 32,7 37,4 29,9

Investitionen 21,2 50,0 28,8

Entwicklung der zurückliegenden Saison im Hotelgewerbe (Sommer 2015)

 

Für die bevorstehende Wintersaison sind die Thüringer Hoteliers eher verhalten in ihrer Beurteilung.

 

So gehen die Mehrzahl der Unternehmer im Thüringer Beherbergungsgewerbe von gleichbleibender Entwicklung bei der Zimmerauslastung (58,3 Prozent), dem Zimmerpreis (73,1 Prozent), dem Umsatz (48,1 Prozent), dem Ertrag (51,4 Prozent), der Mitarbeiterzahl (82,1 Prozent) und den Investitionen (51,5 Prozent) aus.

 

Die eher positive Einschätzung bei der Auslastungs-, Preis- und Umsatzentwicklung wird als nicht so stabil angesehen, als das sie auf eine positive Entwicklung des Ertrags durchschlagen könnte. Mithin kann man die Erwartung für die bevorstehende Wintersaison im Beherbergungsgewerbe des Freistaates als insgesamt verhalten optimistisch charakterisieren.

 

Rubrik wird sinken wird gleich bleiben wird steigen

Zimmerauslastung 28,7 58,3 13,0

Zimmerpreis 4,6 73,1 22,2

Umsatz 30,6 48,1 21,3

Mitarbeiterzahl 12,3 82,1 5,7

Ertrag 39,3 51,4 9,3

Investition 33,0 51,5 15,5

Erwartungen für die kommende Saison (Winter 2015/2016)

 

 

 

Einzelindikatoren und Ausblick Gastronomie

 

Die Gastronomie im Freistaat Thüringen blickt mehrheitlich positiv (46,4 Prozent) auf die zurückliegende Sommersaison. Dabei lassen sich aber regionale Unterschiede feststellen.

 

Beständige Gästezahlen meldeten annährend wie im Vorjahr 44,9 Prozent der befragten Gastronomen. Gestiegene Gästezahlen vermeldeten dagegen 21,7 Prozent und damit jeder fünfte Gastronom. Über sinkende Gästezahlen berichtet aber auch mit 33,3 Prozent, jeder Dritte der befragten Unternehmer in der Gastronomie des Freistaates.

 

Bei der Umsatzentwicklung ist ein relativ ausgeglichenes Ergebnis zu vermelden. So gaben mit 39,1 Prozent der Gastronomen an, dass der Umsatz gleich geblieben und 33,3 Prozent das er gestiegen ist. Jedoch haben 27,5 Prozent der Gastronomen vermeldet, dass der Umsatz in der Sommersaison gesunken ist.

 

Die Preise sind bei mehr als der Hälfte der Gastronomen (53,7 Prozent) gleich geblieben, aber auch bei 44,8 Prozent gestiegen.

 

Bei der Entwicklung der Mitarbeiter kann insgesamt konstatiert werden, dass dies gleich geblieben ist, auch deshalb weil sich das Verhältnis zwischen gesunkenen und gestiegenen Mitarbeitern in etwa entspricht. Gleichwohl können noch keine Aussagen darüber gemacht werden, inwieweit Teilzeit oder geringfügige Beschäftigungsverhältnisse beendet oder in reguläre Beschäftigung umgewandelt wurden.

 

Fest steht jedoch, Teilzeit- und Aushilfskräfte werden immer mehr benötigt, um Spitzen am Abend, am Wochenende und zu bestimmten Veranstaltungen abzusichern. Diese Arbeitsverhältnisse tragen, entgegen einiger Ausführungen seitens Politik und Gewerkschaften gerade dazu bei, die Vollzeitstellen zu sichern.

 

Weiterhin als angespannt muss die Situation der Ertragsentwicklung charakterisiert werden. Dort gaben wiederum 41,5 Prozent (Vorjahr: 42,2 Prozent) der Gastronomen an, dass dieser gesunken ist. Mit 32,3 Prozent, also einem Drittel der befragten Gastronomen, berichten von gleich bleibendem Ertrag, aber immerhin 26,2 Prozent konnten sich über gestiegene Erträge freuen.

 

Die Ertragsentwicklung widerspiegelt die, die Branche weiter treffenden, steigenden Kosten, da trotz der insgesamt eher doch positiven Umsatzentwicklung in der Sommersaison, eben diese nicht ausreichen, um entsprechende Erträge zu erwirtschaften. Damit sinken natürlich die finanziellen Möglichkeiten der Unternehmer weiter. Dies spiegelt sich auch in dem Investitionsverhalten wider. Jeder dritte Gastronom gab sinkende Investitionen gegenüber der Vorsaison an.

 

Rubrik gesunken gleich gestiegen

Gästeanzahl 33,3 44,9 21,7

Umsatz 27,5 39,1 33,3

Preise für Speisen und Getränke 1,5 53,7 44,8

Mitarbeiter 20,6 61,8 17,6

Ertrag 41,5 32,3 26,2

Investition 34,8 47,0 18,2

Entwicklung der zurückliegenden Saison im Gaststättengewerbe (Sommer 2015)

 

 

Der Ausblick für die bevorstehende Wintersaison ist im Thüringer Gastgewerbe verhaltener als im Beherbergungsgewerbe.

 

So gehen 35,4 Prozent der Gastronomen von sinkenden Gästezahlen, 33,8 Prozent von sinkendem Umsatz und 42,2 Prozent von sinkendem Ertrag aus.

 

Knapp die Hälfte der Unternehmer geht von gleichbleibenden Gästezahlen und Umsatz aus. Demgegenüber stehen 18,5 Prozent der Unternehmer in der Gastronomie, die von steigenden Gästezahlen, 16,9 Prozent von steigendem Umsatz und 10,9 Prozent von steigendem Ertrag ausgehen. Damit ist die Erwartungshaltung optimistischer als noch vor einem Jahr, aber dennoch muss sie sich mittelfristig noch verstetigen.

 

Rubrik wird sinken wird gleich bleiben wird steigen

Gästeanzahl 35,4 46,2 18,5

Umsatz 33,8 49,2 16,9

Preise für Speisen und Getränke 1,5 70,8 27,7

Mitarbeiterzahl 18,8 68,8 12,5

Ertrag 42,2 46,9 10,9

Investition 47,6 38,1 14,3

Erwartungen für die kommende Saison (Winter 2015/2016)