PM 13/2016

Umsatzentwicklung im Thüringer Gastgewerbe – im Jahr 2015 über Bundesdurchschnitt, jedoch regional sehr unterschiedlich

Erfurt, 15. Juni 2016 / Die Umsatzentwicklung im Jahr 2015 und zu Beginn des Jahres 2016 kann aus der Sicht des DEHOGA Thüringen als positiv bezeichnet werden. Jedoch ist sie im Vergleich der zugrundeliegenden Basis und innerhalb Thüringens von sehr großen Unterschieden geprägt.

Nach den Angaben des statistischen Bundesamtes setzten die Betriebe im Gastgewerbe im letzten Quartal des Jahres 2015 nominal 4,0 Prozent mehr um (real 1,6 Prozent). Die Unternehmen des Thüringer Gastgewerbes erreichten nach Angaben des Thüringer Landesamtes für Statistik im Jahr 2015 real (preisbereinigt) ein Umsatzplus gegenüber dem Vorjahr von 2,8 Prozent, nominal (zu jeweiligen Preisen) von 5,3 Prozent. Das ist der höchste Umsatzzuwachs der letzten zehn Jahre gegenüber dem jeweiligen Vorjahr.

„Damit“, so Gudrun Münnich, Präsidentin des DEHOGA Thüringen, „liegen wir im Jahr 2015 in dem Zuwachs über dem Bundesdurchschnitt, dies ist die positive Nachricht. Wo aber Licht ist gibt es auch Schatten und das leider nach wie vor bei der Höhe des Umsatzes.“

Detailliert liegen die Zahlen aus der Umsatzsteuererhebung nur bis zum Jahr 2014 vor. Demnach stieg der Durchschnittsumsatz pro Betrieb im Thüringer Gastgewerbe vom Jahr 2012 um 12,8 Prozent auf 195.263 €.

„Dies ist zwar erst einmal ein positiver und dringend erforderlicher Zuwachs“, so Dirk Ellinger Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Thüringen, „stellt aber bei weitem keine ausreichende Basis dar, um die Unternehmen, im Durchschnitt jedenfalls, als stabil zu bezeichnen.“

Die Anzahl der Betriebe im Thüringer Gastgewerbe ist seit Jahren rückläufig. So sind im Thüringer Gastgewerbe von 2008, wo es noch insgesamt  6.819 Betriebe im Thüringer Gastgewerbe gab, bis 2014, mit noch 5.147 Betrieben, 24,52 Prozent der Betriebe geschlossen worden. Dies war in dem Zeitraum jeder vierte Betrieb.

Extreme Unterschiede bestehen zwischen den Segmenten Gastronomie und Beherbergungsgewerbe.

Während der Verlust im Beherbergungsgewerbe im Zeitraum von 2008 bis 2014  mit 147 Betrieben (11,11 Prozent) geringer ausfiel, waren es in der Gastronomie 1.525 Betriebe, was einem Verlust von 27,75 Prozent entsprach.

Die Zahl der Betriebsschließungen hat aber auch nur zu einem geringen Teil zu Umsatzsteigerungen bei den anderen, am Markt verbliebenen Betrieben geführt.

Das Gastgewerbe ist vorwiegend von Familienbetrieben geprägt, die oft aus Überzeugung und Spaß am Beruf die Dienstleistung erbringen und dabei gerade in erster Linie nicht auf Arbeitszeit und Einkommen schauen. Wenn jedoch kein Nachfolger gefunden wird, dann wird der Betrieb geschlossen. Dies ist insbesondere in den ländlichen Regionen des Freistaates Thüringen zu beobachten. Viele Orte haben leider keine Gastronomie mehr.

„Leider“, so Münnich weiter „ geht somit ein Stück Lebensqualität und das oft einzig verbliebene soziokulturelle Zentrum im Dorf verloren. Gerade hier ist die Politik gefordert, nicht mit Sprüchen, dass Geschäftsmodelle nicht funktionieren, zu reagieren, sondern mit Durchsetzung der rechtlichen Grundlagen, in erster Linie von Wettbewerbsgleichheit. Es kann nicht sein, und dies belegen gerade die Umsatzzahlen im ländlichen Raum in Thüringen, dass immer mehr Umsätze der traditionellen Gastronomie verloren gehen und stattdessen in Dorfgemeinschaftsräumen, bei Vereinsfesten und Kirmesveranstaltungen Umsätze an einem Wochenende generiert werden, die viele Wirte nicht im Monat haben. Wir sind nicht, und dies möchte ich klar zum Ausdruck bringen gegen solcherart von Veranstaltungen, aber sie sollen den gleichen rechtlichen Rahmenbedingungen, nämlich Arbeitszeitrecht, Sozialabgaben, Steuern und Brandschutz- sowie Hygieneauflagen unterliegen wie der ortsansässige Wirt.“

Die Schwankungsbreite der Durchschnittsumsätze im Freistaat ist sehr breit gestreut.

So sind die meisten gastgewerblichen Unternehmen (441) in der Landeshauptstadt Erfurt zu verzeichnen. Dies sind 8,6 Prozent der gastgewerblichen Unternehmen im Freistaat Thüringen. Sie machen einen Gesamtumsatz in Höhe von 157 Mio., woraus sich ein Durchschnittsumsatz in Höhe von 351 T€ ergibt. Damit ist dies in Thüringen der höchste durchschnittliche gastgewerbliche Umsatz.

Schlusslicht mit dem durchschnittlich niedrigsten gastgewerblichen Umsatz pro Betrieb ist der Unstrut-Hainich–Kreis. Dort wurde ein Umsatz von durchschnittlich 125 T€ pro Betrieb im Jahr 2014 erzielt.

Der Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Thüringen führt dazu aus: „Insgesamt können wir konstatieren, dass in den Thüringer Städten der Umsatz erheblich höher ist, als in den kleineren Gemeinden in den Landkreisen. Das Gastgewerbe in den Thüringer Städten, gerade die Hotellerie,  lebt neben den Einwohnern auch zu einem nicht unerheblichen Teil vom Städtetourismus. Aber auch in den Landkreisen des Freistaates müssen die Umsätze der Unternehmen ausreichend sein, damit wir nicht weiter gastgewerbliche Betriebe verlieren und so gerade in der Fläche für den Tourismus nicht mehr attraktiv sind.“

Anzahl der Betriebe im Thüringer Gastgewerbe 2008 bis 2014

Durchschnittsumsätze nach Landkreisen und Kreisfreien Städten im Thüringer Gastgewerbe im Jahr 2014