PM 19/2016

Konstruktive Unterstützung statt Schönrederei – Delegierten des DEHOGA Thüringen tagten auf Messe Erfurt

„Ich lade alle Politiker sehr gern ein, einen Tag in meinem Betrieb mitzuarbeiten um die Praxis, die ja in Rede steht, tatsächlich kennenzulernen.“

Erfurt, 24. Oktober 2016 / „Ja wir haben einige Sorgen, unsere Branche in Thüringen steht aktuell vor sehr großen Herausforderungen. Das hat nunmehr die Landespolitik zum Gegenstand einer Landtagsdebatte gemacht. Dies ist ein Schritt in Richtung der Erkenntnis, dem natürlich auch konkrete Maßnahmen folgen müssen.“, so Gudrun Münnich, Präsidentin des DEHOGA Thüringen e.V., auf der Delegiertenversammlung des Verbandes am 24. Oktober 2016 auf der Messe Erfurt.

Thüringen hat von 2008 bis ins Jahr 2014 mehr als jeden vierten Betrieb der Gastronomie, also 27,8 Prozent und mit 11,1 Prozent der Betriebe im Beherbergungsgewerbe, jeden zehnten Betrieb verloren. So lag die Zahl der Betriebe im Gastgewerbe 2014, mit 5.147 (1.176 Beherbergungsbetriebe und 3.971 Betriebe in der Gastronomie) weit unter dem Bestand der vergangenen Jahre. Im Jahr 2008 gab es noch 6.819 Betriebe (1.323 Beherbergungsbetriebe und 5.496 Betriebe in der Gastronomie).

Die Branche ist kleinteilig geprägt, was sie besonders anfällig für die immer weiter ausufernde Bürokratie macht.

Der Umsatz pro Betriebsstätte, im Durchschnitt jedenfalls, kann nicht im Ansatz zufriedenstellen. Im Jahr 2014 erzielten die Unternehmen insgesamt einen Umsatz von 1,005 Mrd Euro. Pro Betriebsstätte waren dies 195.000 Euro. Im Bundesdurchschnitt bedeutet das den letzten Platz. Ebenso belegen die beiden Segmente Beherbergung, wo die Betriebe einen Durchschnittsumsatz in Höhe von 268.000 Euro und die Betriebe der Gastronomie mit einem Durchschnittsumsatz in Höhe von 174.000 Euro im Bundesdurchschnitt den letzten Rang.

 

„Da das Gastgewerbe Teil der Wirtschaft ist, geht es eben in unserer Branche und in jedem einzelnen Betrieb um die betriebswirtschaftlichen Fakten. So zieht ein derart niedriger Umsatz einen niedrigen Gewinn, welcher in Thüringen im Durchschnitt bei weniger als 16 T€ liegt, nach sich. Davon soll der Unternehmer, weil dies sein Einkommen ist, leben, seine Krankenversicherung und die Altersvorsorge zahlen und natürlich auch die Tilgung für die noch bestehenden Kredite schultern. Somit ist leider auch offenkundig, dass dabei nicht viel Spielraum für Investitionen bleibt und Nachfolger selten zu finden sind.“, fasst Dirk Ellinger, Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Thüringen, die aktuelle Situation zusammen.

„Ich habe“, so Münnich weiter, „die Debatte im Thüringer Landtag aufmerksam verfolgt. Wir stimmen der Erkenntnis unserer Landesregierung ausdrücklich zu dass:

 

`Thüringen verschenkt damit in diesem wichtigen Segment Potenzial, welches im Sinne einer ganzheitlichen Wirtschaftsentwicklung in Thüringen unverzichtbar ist.`

 

Aber wenn die Ursachen offen analysiert werden, halten wir es für nicht richtig, schon gleich zu sagen wie es nicht gehen kann. Dies ist augenscheinlich beim Thema der Arbeitszeiten. Es geht uns nicht darum die Arbeitszeiten ausufern zu lassen, sondern wir fordern die Übernahme der europarechtlichen Regelungen auch für uns.

Als Dienstleister arbeiten wir dann, wenn es unsere Gäste wünschen. Das ist eben an den Wochenenden, Feiertagen und am Abend. Das wissen unsere Mitarbeiter auch und machen dies, entgegen den Unterstellungen einiger Politiker, gern, da sie dann auch entsprechend frei haben. Auch Arbeitnehmer wollen häufig nicht gegen ihren eigenen Willen geschützt werden und empfinden die Vorschriften.

Ich lade alle Politiker sehr gern ein, einen Tag in meinem Betrieb mitzuarbeiten um die Praxis, die ja in Rede steht, tatsächlich kennenzulernen.“

Das Thüringer Gastgewerbe, hatte, so wurde es in der Landtagsdebatte umfassend dargestellt, im Jahr 2015 ein historisches Umsatzplus von real, also preisbereinigt in Höhe von 2,8 Prozent. Wenn dabei jedoch ausgeführt wird, dass „auch mit den Regelungen des Mindestlohnes zu tun hat.“, dann ist diese Aussage sachlich wohl nur insoweit richtig, als das sie auch eine Ursache von Preiserhöhungen widerspiegelt.

Im Deutschen Gastgewerbe lag der Umsatzzuwachs im gleichen Zeitraum, real bei  1,7 Prozent.

 

Daraus abzuleiten, dass das Thüringer Gastgewerbe aufholt, ist leider falsch, da es auf die Basis ankommt. Die 2,8 Prozent Zuwachs in Thüringen entsprechen im Durchschnitt einen Umsatzzuwachs pro Betrieb in Höhe von 5.455 €, im deutschen Durchschnitt, liegen die 1,7 Prozent jedoch bei einem Zuwachs pro Betrieb in Höhe von 5.713 €, also immer noch 258 € über dem Thüringer Zuwachs. Das bedeutet leider, dass der Abstand weiter größer wird und der Umsatzzuwachs in Thüringen eben bei weiten noch nicht ausreichend ist.

„Sehr gern stehen wir allen Landtagsfraktionen für Gespräche und Diskussionen zur Verfügung, so wie in der Vergangenheit auch. Gemeinsam müssen wir es schaffen, das Gastgewerbe im Freistaat als wichtigsten Leistungsträger im Tourismus zukunftsfähig und attraktiv für Arbeitnehmer, aber auch für Unternehmer, zu machen.“, so Münnich abschließend.