PM 10-2018

Konjunkturbericht Gastgewerbe – Optimismus für die Zukunft, Fachkräftemangel und Ertragssituation weiter dramatisch

Das Thüringer Gastgewerbe im Sommer 2018 – Ausblick Winter 2018/2109

Das Gastgewerbe im Freistaat Thüringen hatte eine insgesamt gute Sommersaison, was die geschäftliche Lage anbetraf, gleichwohl diese auch als sehr unterschiedlich in den einzelnen Regionen zu bewerten war.

Nach der aktuellen Umsatzsteuerstatistik 2016 sind, wenn auch weniger als im Vorjahr, weitere 34 Betreibe (19 Beherbergungsbetriebe und 15 Gastronomiebetriebe)  geschlossen worden, der Umsatz ist demgegenüber leicht, aber wieder unter dem Bundesdurchschnitt in Deutschland, gestiegen. So waren im Jahr 2016 5.049  im Thüringer Gastgewerbe zu verzeichnen. Der Umsatz insgesamt überstieg mit 1,092 Mrd. den Vorjahresumsatz (209.653 €) um 2,5 Prozent. Damit lag der Durchschnitsumsatz pro Betrieb bei 209 T€ (Vorjahr: 209.652 €) und damit 3,22 Prozent über dem Vorjahr (2015).

Im Vergleich stieg der Umsatz im Gastgewerbe im gleichen Zeitraum im deutschen Gastgewerbe um 5,54 Prozent. Dies war pro Betriebsstätte ein Zuwachs in Höhe von  17.920 € und damit 5,04 Prozent mehr als im Vojahr und damit mehr als 11 T€ als in Thüringen.

Damit steht das Gastgewerbe des Freistaates im Umsatzvergleich der Bundesrepublik Deutschland leider weiterhin auf dem letzten Platz.

Dirk Ellinger, der Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Thüringen, führt dazu aus:

„Wir brauchen dringend Umsatzzuwächse im Thüringer Gastgewerbe insgesamt, beispielsweise durch Neuaniedlung von großen Betrieben und natürlich die Umsatzsteigerung in den vorhandenen Betrieben. Die aktuelle Nachfrage kann schon als gut bezeichnet werden, wenn jedoch Kollegen weiter die Öffnungszeiten einschränken müssen und auch Veranstaltungen nicht annehmen können, weil sie kein Personal haben, dann kann dies schon als dramatisch bezeichnet werden.“

Nach Auswertung der diesjährigen Konjunkturumfrage im Thüringer Hotel- und Gaststättengewerbe kann konstatiert werden, dass die Stimmung der Thüringer Gastronomen insbesondere in den Thüringer Städten insgesamt weiter auf einem sich positiv entwickelnden Weg ist. Bei den Thüringer Hoteliers ist die Lage insgesamt als stabil, aber mit regional sehr unterschiedlichen Tendenzen einzuschätzen.

„Die Branche in Thüringen ist weiterhin im Deutschlandvergleich am kleinteiligsten geprägt. Wir haben damit, neben den Herausforderungen bezüglich der Fachkräfte und Nachfolger das Problem der sehr niedrigen Ertragskraft, was natürlich auch nur geringe Möglichkeiten für dringend erforderliche Investitionen, aber eben auch nur geringe Einkünfte für die Unternehmer nach sich zieht.“, so Ellinger weiter.

 

Lage und Erwartungen der Thüringer Gastronomie

Insgesamt beurteilen 55,3 Prozent der befragten Gastwirte die vergangene Sommersaison mit gut. Im Gegensatz dazu schätzen 8,5 Prozent der Gastronomen die Lage mit schlecht ein. Im Vergleich zum Vorjahr lässt sich feststellen, dass die Stimmung zwar insgesamt gut ist, aber gegenüber dem Vorjahr Punkte verloren hat. Im Jahr 2017 bewerteten nur 5,1 Prozent der Befragten Gastronomen die Sommersaison mit schlecht, dagegen aber auch 61 Prozent mit gut.

Insgesamt kann festgestellt werden, dass der Index zwischen schlecht und gut von 55,9 Punkten vor einem Jahr, aufgrund der leicht gestiegenen schlechteren Bewertung auf einen Wert von 46,8 Punkten gesunken ist. Dies ist aber, verglichen mit den letzten Jahren immer noch ein überdurchschnittlich positiver Wert für Thüringen.

Bei den Einzelindikatoren ist die Bewertung der Gästeanzahl bedenklich. Trotz, dass 34,0 Prozent der Gastronomen von gleichbleibender Gästeanzahl berichten, gab knapp jeder vierte Gastronom an, Gäste verloren zu haben. Dies spiegelt die aktuelle Situation der z.B. verkürzten Öffnungszeiten aufgrund des Fachkräftemangels wider. Die Situation der Erträge gilt immer noch als hochgradig angespannt, da 43,5 Prozent der Gastronomen angeben, dass die Erträge gesunken sind. Demgegenüber berichten nur 19,6 Prozent der Unternehmer von gestiegenen Erträgen.

Bei den Investitionen zeigt sich dagegen ein besseres Bild. Während im vergangenen Jahr nur jeder dritte Gastronom von gestiegenen Investitionen berichtete, sind es im aktuellen Jahr bereits 39,1 Prozent.   

Mit Blick auf die Einschätzung der bevorstehenden Wintersaison ist die Erwartung fast gleich dem vor einem Jahr. Der Index von schlecht zu gut liegt bei 36,2. Dies sind 0,5 Indexpunkte mehr als noch 2017. Dies hat in jedem Fall mit dem aktuellen Buchungsstand, insbesondere der Weihnachtszeit zu tun.

Fast jeder Zweite (46,8 Prozent) sieht der kommenden Wintersaison optimistisch entgegen. Dies sind 0,4 Prozent mehr als noch vor einem Jahr. Demgegenüber stehen 10,6 Prozent der Gastronomen (Vorjahr: 10,7 Prozent), die von einer schlechten Wintersaison ausgehen.

Die Mehrheit (41,3 Prozent) der Gastronomen im Freistaat Thüringen hoffen auf gleichbleibende Gästezahlen, allerdings gehen auch 34,8 Prozent der Unternehmer von sinkenden Gästezahlen aus.

Das Bild der Gästezahlen entspricht in der Erwartungshaltung der Gastronomen auch etwa den Umsatzerwartungen. 4 von 10 Gastronomen rechnen mit weiter sinkenden Umsätzen.

Die Preisentwicklung in der Thüringer Gastronomie, so die Einschätzung der Unternehmer, wird bei 59,6 Prozent gleichbleiben, aber auch bei fast jedem vierten der Gastronomen steigen. Dies hat natürlich in vielen Fällen mit den gestiegenen Preisen für Produkte, Dienstleistungen und natürlich auch mit den gestiegenen Personalkosten zu tun.

72,3 Prozent der Gastronomen rechnen mit gleichbleibenden Mitarbeiterzahlen. Knapp 20 Prozent gehen aber auch von dem Mitarbeiterverlust aus.

Als bedenklich muss die Investitionsentwicklung bezeichnet werden. Nur 20,0 Prozent gehen von einer positiven Entwicklung aus. Demgegenüber stehen 33,3 Prozent, die mit einem weiteren Sinken der Investitionen rechnen. Die Mehrzahl (46,7 Prozent) der Gastronomen geht von gleichbleibenden Investitionen aus. Insgesamt sind aber Ertragssteigerungen Voraussetzung für Investitionen, da ansonsten der Spielraum denkbar gering ist. 43,5 Prozent erwarten sinkende Erträge, somit können keine weiteren Investitionen getätigt bzw. gestemmt werden.

Lage und Erwartungen der Thüringer Hotellerie

Die Hoteliers im Freistaat haben gegenüber den Gastronomen eine, nach Auswertung dieser Konjunkturumfrage, gleichbleibende Saison gehabt. So liegen die Auswertungen der Einschätzungen nur 1,2 Indexpunkte (Bewertung zwischen gut und schlecht) auseinander.

Von den Thüringer Unternehmern im Beherbergungsgewerbe bewerten mit 56,0 Prozent die Saison mit gut, mit 55,3 Prozent liegt die Gastronomie fast gleichauf.  

Damit liegt auch die Sommersaison 2018 um 5 Indexpunkte über der Sommersaison des Vorjahres.

40 Prozent der Hoteliers im Freistaat berichten von einer gesunkenen Zimmerauslastung. Demgegenüber stehen 36,8 Prozent der Hoteliers, mit einer gestiegenen Zimmerauslastung in der vergangenen Sommersaison.

Die Zimmerpreise sind im Thüringer Beherbergungsgewerbe in der vorangegangenen Saison nur bei jedem zehnten Befragten gesunken und dagegen bei mehr als einem Drittel gestiegen. Hierbei sind die Ursachen vielfältig.

Mit einem Blick auf die Umsatzentwicklung im Thüringer Beherbergungsgewerbe berichten 36,8 Prozent der Kollegen von einer Umsatzsteigerung. Demgegenüber blicken aber mit 38,3 Prozent auf einem geringeren Umsatz zurück.

Die Anzahl der Mitarbeiter ist bei ¾ der Befragten Hoteliers gleichgeblieben, wenngleich auch massiv von den Schwierigkeiten bei der Besetzung der Stellen berichtet wird. Nur 9,2 Prozent der Hoteliers berichten von einer steigenden Mitarbeiterentwicklung. Demgegenüber stehen aber auch 13,2 Prozent der Unternehmer, die einen Mitarbeiterrückgang verzeichnen mussten.

Bei der Ertragsentwicklung im Thüringer Beherbergungsgewerbe ergibt sich ein unterschiedliches Bild. Dies ist sicherlich größtenteils eben auch der kleinteiligen Prägung der Betriebe geschuldet.

Mit 45,5 Prozent und damit fast die Hälfte der Unternehmer im Beherbergungsgewerbe berichten von einem gesunkenen Ertrag in der vergangenen Saison. Demgegenüber stehen nur jeder Fünfte (22,1 Prozent) der Unternehmer, welche von einem gestiegenen Ertrag berichten.

Erheblich besser als vor einem Jahr wird von den Thüringer Hoteliers auf die bevorstehende Wintersaison geschaut. Der Indexwert stieg dabei um 11,4 Indexpunkte.

Insgesamt bleibt aber festzustellen, dass die Hoteliers die kommende Wintersaison weitaus besser in der Erwartungshaltung als noch vor einem Jahr bewerten, jedoch im Vergleich der Gastronomen nicht so gut, wie diese. Dies hängt sicherlich von wesentlichen Unsicherheitsfaktoren, wie beispielsweise die Schneeerwartung im Thüringer Wald ab.

Mehr als die Hälfte der Unternehmer im Beherbergungsgewerbe geht von einer befriedigenden (53,3 Prozent) und 14,1 Prozent von einer schlechten Saison aus.

 

Bei den Einzelindikatoren wird von den Thüringer Hoteliers ebenso eher verhalten in die Zukunft geblickt.

Sechs von zehn der befragten Hoteliers erhoffen sich eine gleichbleibende Zimmerauslastung, dem gegenüber stehen 31,2 Prozent der Unternehmer, die eine sinkende Zimmerauslastung befürchten.

63,6 Prozent der befragten Unternehmer im Beherbergungsgewerbe gehen von gleichbleibenden Zimmerpreisen aus. 23,4 Prozent der Unternehmer sind dem entgegen optimistisch und hoffen auf steigende Zimmerpreise.

Bei den Mitarbeiterzahlen schlägt der Pessimismus durch, da trotz positiver Stimmung und entsprechender Nachfrage, von tendenziell eher sinkenden Mitarbeiterzahlen ausgegangen wird.

Weniger optimistisch werden Ertrag und Investitionen gesehen. In beiden Kategorien gehen nur 11,8 bzw. 20,8 der Hoteliers von einer Steigerung aus.

PM 10/2018 Konjunkturbericht DEHOGA Thüringen

Präsentation Pressekonferenz am 16.11.2018