PM09/2022

Aktuelle Umsätze im Thüringer Gastgewerbe liegen immer noch unter Vorkrisenniveau

Erfurt, 15.07.2022 / Der aktuellen Umfrage der DEHOGA Landesverbände und des DEHOGA Bundesverbandes zufolge liegen die Umsätze im Gastgewerbe immer noch unter dem Vorkrisenniveau. Im Freistaat Thüringen sind dies im Jahr 2022 auflaufend 11 Prozent.

Die aktuelle Nachfrage wird im privaten Bereich bei 13,1 Prozent der befragten Unternehmer im Thüringer Gastgewerbe als positiv angesehen, bei der geschäftlichen Nachfrage sind dies 11,6 Prozent. Demgegenüber stehen aber bei der privaten Nachfrage 13,8 Prozent mit schlechteren und 8,3 Prozent mit sehr schlechten Nachfrage. Bei der geschäftlichen Nachfrage resümieren gar 23,2 Prozent der Unternehmer eine schlechtere und 10,1 Prozent eine sehr schlechte Nachfrage. Mithin muss damit von einem Viertel der Unternehmer mit einer schlechteren und sehr schlechteren Nachfrage im privaten und mehr als einem Drittel im Geschäftlichen Bereich ausgegangen werden.

„Dies“, so Mark A. Kühnelt Präsident des DEHOGA Thüringen e.V., „zieht Umsatzrückgänge nach sich, welche derzeit nicht absehbar sind. Bei den aktuell drastisch steigenden Kosten für Lebensmittel und Energie sind dramatische Folgen zu erwarten“.

Aufgrund der hohen Inflation spüren auch die Unternehmen im Hotel- und Gaststättengewerbe eine Konsumzurückhaltung, welche unmittelbar nach der Wiedereröffnung im Frühjahr noch nicht zu spüren war. Dies jedenfalls bestätigen 71,1 Prozent der befragten Unternehmer im Thüringer Gastgewerbe. Dabei sprechen fast 80 Prozent (79,8 Prozent) von weniger Gästen und weit mehr als die Hälfte der Unternehmer (57,7 Prozent) von höherer Preissensibilität.

„Das Gastgewerbe braucht endlich Hoffnung und nicht immer neue Schreckensszenarien, damit wir eine Perspektive haben. Ebenso haben wir die Unternehmen nach den Vorbuchungen befragt und da müssen wir leider konstatieren, dass diese ab Oktober dramatisch sinken. Ich kann dabei nur zum widerholten Mal an die Politik appellieren sich ihrer Verantwortung bewusst zu werden und nicht leichtfertig mit den Existenzen der Unternehmer und der Mitarbeiter in unserer Branche umzugehen“, so Kühnelt weiter.

Befragt nach den aktuellen Herausforderungen berichten fast 9 von 10 der befragten Unternehmer im Thüringer Gastgewerbe von steigenden und vor allem den ins Ungewisse sich entwickelnden Energiekosten. 8 von 10 Unternehmer (82,2 Prozent) sehen die steigenden Lebensmittelpreise und 63 Prozent der befragten Unternehmer die steigenden Personalkosten als massive Herausforderung.

 

54,1 Prozent der Unternehmer im Thüringer Gastgewerbe sehen einen akuten Mitarbeitermangel als Herausforderung. Somit hat jeder zweite Betrieb im Gastgewerbe des Freistaates mit fehlenden Mitarbeitern zu kämpfen. Vor allem geht es darum, die in der Corona Krise verlorenen Mitarbeiter zu kompensieren.

Nach einer aktuellen IW Studie[1]  „Sorgenkind Gastro“, wurden die Abwanderungen in der Corona-Krise untersucht. Das Fazit der Studie deckt sich mit dem Ergebnis der Befragungen der Unternehmer im Thüringer Gastgewerbe, dass nämlich die Mitarbeiter insbesondere aufgrund der langanhaltenden Schließung und Einschränkungen und der damit einhergehenden Kurzarbeit sowie der immer wieder fehlenden Perspektive mit einer Rückkehr zu Normalität, der Branche den Rücken gekehrt haben und abgewandert sind.

„Das Gleiche“, so Dirk Ellinger Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Trainern e.V. „trifft auch auf die Unternehmer zu. Wir haben allein von 2019 auf 2020 im Thüringer Gastgewerbe 598 Unternehmen[2] verloren. Dies entspricht 13 Prozent der Unternehmen im Thüringer Gastgewerbe.“

Der DEHOGA Thüringen e.V. fordert seit weit mehr als einem Jahr endlich Klarheit für das Gastgewerbe im Freistaat Thüringen.

„Als in der vorletzten Woche die von der Bundesregierung eingesetzte Wissenschaftler die Corona-Maßnahmen analysierten, war der Bericht mit viel Spannung erwartet. Sicherlich ist aus der Sicht der Wissenschaft, da wenig Vergleiche vorliegen, in vielen Fällen ein abschließendes ja oder nein zu den Maßnahmen nicht zu erwarten gewesen. Aus Sicht unserer Branche jedoch, welche massive Einschnitte über den gesamten Zeitraum hat hinnehmen müssen, der Existenzen bedroht und zu einer hohen Belastung und schließlich auch den Verlust von Mitarbeiter geführt hat, ist inakzeptabel, was politische Entscheidungsträger daraus machen und genau da appellier ich an unsere Gesundheitsministerin, die auch Arbeitsministerien ist. Insbesondere wenn es die Forderungen nach einem „weiter so wie bisher – wir brauchen Zugangsregeln und Zugangskontrollen“ und „keine parlamentarischen Entscheidungen, sondern Ausnahmeverordnungen“ gibt. Wir fordern endlich Perspektiven nach 29 Monaten der Pandemie und nicht schon wieder die Verbreitung von Angst. Ängstliche Gäste buchen nicht! Wir brauchen stattdessen Hoffnung und Möglichkeiten und faktenbasierte Entscheidungen.“, so Ellinger abschließend.


[1] www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/anika-jansen-paula-risius-frueher-gastronomie-heute-supermarkt.html

[2] Gemäß Umsatzsteuerstatistik 2021

 

 

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