Weiterhin Sorgen im Thüringer Gastgewerbe wegen der Mehrwertsteuer
Erfurt, 6. Oktober 2023 / Aktuell führte der DEHOGA Bundesverband und die Landesverbände wieder eine Umfrage zur Lage in der Branche durch. Dies vor allem vor dem Hintergrund der angespannten Kostensituation und der bislang nicht entschiedenen Frage der Entfristung der Mehrwertsteuersenkung auf Speisen im Gastgewerbe.
Dazu merkt Mark A. Kühnelt, Präsident des DEHOGA Thüringen, an: „Wir sind grundsätzlich dankbar für eine einstimmige Entscheidung im Thüringer Landtag, unsere Branchenforderung Nummer eins zu unterstützen und sich auf Bundesebene dafür einzusetzen die Mehrwertsteuer auf Lebensmittel, egal in welcher Form und wo diese verzehrt werden, gleich zu behandeln. Gleichsam muss nun endlich eine entsprechende Entscheidung realisiert werden. Bundeskanzler Scholz hatte dies ja bereits schon zugesagt.“
„Wir verstehen Politiker,“, so Dirk Ellinger, Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Thüringen, „die eine umfassende Änderung des Systems unserer Umsatzsteuer fordern, da diese in einigen Bereichen weder verständlich noch logisch ist. Ob es aber dafür politische Mehrheiten gibt können wir nicht einschätzen, aber diese Diskussion wird nach meiner Einschätzung schon über 20 Jahre geführt und wir brauchen jetzt endlich für unsere Branche den Normalzustand, wie er in 23 europäischen Ländern gilt.“
Die Umfrageergebnisse für Thüringen wurden entsprechend ausgewertet.
Auf die Frage, ausgehend von der jetzigen Lage: „Wie beurteilen Sie die Geschäftserwartungen für die nächsten drei Monate?“, gaben die Hälfte der Thüringer gastgewerblichen Unternehmer an, dass sie eine Verschlechterung befürchten. Demgegenüber standen 45,8 Prozent, welche von einer gleichbleibenden Lage ausgehen und nur 4,2 Prozent von einer Verbesserung.
„Leider“, so Kühnelt weiter, „stellen wir aktuell schon eine Konsumzurückhaltung fest, insbesondere mit Blick auf das kommende Jahr, denn auch die Verunsicherung unserer Gäste ist bezüglich der aktuellen wirtschaftlichen Lage, der Inflation die alle extrem belastet, aber auch der Unklarheit über die Mehrwertsteuer auf unsere Leistungen, da wir bei Anfragen auch keine verlässlichen Angebote abgeben können, groß.“
Auf die Frage „Stellen Sie einen Rückgang der Gästezahlen aufgrund von Konsumzurückhaltung fest?“ antworteten 70,8 Prozent der befragten Unternehmer im Gastgewerbe mit ja. Nur 12,5 Prozent können dies nicht feststellen.
Auch der Blick auf die wirtschaftliche Situation wurde abgefragt. Demnach befürchten gegenwärtig, mehr als ein Drittel (37,5 Prozent) der gastgewerblichen Unternehmer im Jahr 2023 mit ihrem Betrieb in die Verlustzone zu geraten. Nur ein Viertel (25 Prozent) befürchtet dies nicht und 37,5 Prozent können dies aktuell nicht beurteilen.
„Hauptursache“, so Ellinger, „sind die extrem gestiegenen Kosten für unsere Branche.“
Diese liegen vom September 2023 gegenüber September 2022 im Mittel:
Energiekosten 29,4 Prozent
Lebensmittel 23,9 Prozent
Getränke 19,1Prozent
Personalkosten 18,3 Prozent
„Solche Steigerungen innerhalb von 12 Monaten hat es bislang noch niemals gegeben. Leider ist eben auch nicht abzusehen, wo beispielsweise die Energiekosten zukünftig liegen werden, wird doch aktuell schon von Kündigungen seitens der Versorger berichtet.“, führt Ellinger weiter aus.
Die Angst ist im Freistaat bei den Unternehmern im Gastgewerbe sehr groß, wenn der reduzierte Mehrwertsteuersatz von 7% auf Speisen in der Gastronomie zum 31.12.2023 auslaufen würde.
Befragt nach der Erhöhung der Preise zum 01.01.2024, um die dann höhere Umsatzsteuer und die allgemein steigenden Kosten zu decken, gaben die Unternehmer im Thüringer Gastgewerbe im Durchschnitt 19,8 Prozent an. Auf die Frage der tatsächlichen Umsetzung einer solchen, notwendigen Preiserhöhung, gaben zwei Drittel (66,7 Prozent) an, das sie diese nicht realisieren werden können.
„Genau da liegt das Problem unserer Branche. Die massiv steigenden Kosten müssen umgelegt werden, da sie nicht im Ansatz aus den ohnehin geringen Gewinnen kompensiert werden können. Die erforderlichen Preissteigerungen stoßen aber auf Seiten der Gäste möglicherweise nicht auf Akzeptanz und können dann nicht im erforderlichen Maß umgelegt werden. Dies würde daraus folgend zu Verlusten der Unternehmen führen und damit zu weiteren Insolvenzen bzw. Unternehmensaufgaben. Im Übrigen trifft dies auch für die Gemeinschaftsverpflegung, wie Schulen, Kindergärten, usw. zu.“ so Ellinger abschließend.
Kühnelt ergänzt dazu: „Genau an dieser Stelle müssen die Verantwortungsträger der Politik auch einen Abwägungsprozess führen, ob nämlich die Erträge bei der Erhöhung der Umsatzsteuer zum 01.01.2024, da nämlich auch 70,8 Prozent der Unternehmer von sinkenden Umsätzen ausgeht, die entstehenden Verluste und diese sind dann nicht nur bei der Umsatzsteuer, kompensieren und genau da dürfen massive Zweifel angebracht sein.“