PM 02-2018

Präsident Mark A. Kühnelt über Branchenprobleme und Herausforderungen 2018

Erfurt, 26. Januar 2018 / Am 13. November trat Mark A. Kühnelt als Präsident des DEHOGA Thüringen die Nachfolge von Gudrun Münnich an.

Herr Kühnelt, vor zwei Monaten wurden Sie zum Präsidenten des DEHOGA Thüringen gewählt, wie sehen Sie den DEHOGA Thüringen in den ersten Wochen nach der Wahl?

Ich sehe den DEHOGA-Thüringen gut aufgestellt, wir haben ein sehr kompetentes Team, welches mit großer Energie die zahlreichen Aufgaben angeht, welche sich uns als Verband und das Dienstleister der Branche stellen. In der Vergangenheit konnte ich als Präsidiumsmitglied schon mitgestalten, insofern habe ich mich sehr das Vertrauen gefreut, welches mir die Mitglieder durch die Wahl geschenkt haben, das ich auch nicht enttäuschen werde. Als Läufer weiß ich, dass Stillstand nicht zielführend ist, daher werden wir, in der Geschäftsstelle und im Präsidium, weiter daran arbeiten unser Angebot noch interessanter zu machen.

Apropos gut aufgestellt. Was bietet der DEHOGA Thüringen für die Branche?

Sehr viel, sei es Betriebsberatung, Rechtsberatung und -vertretung oder eine Vielzahl von Serviceleistungen, wir decken mit unserer „DEHOGA-Thüringen Familie“ das ganze breite Spektrum eines modernen Unternehmerverbandes ab. Wer an unseren „wissensWert“ Veranstaltungen teilnimmt oder auf unserem Internetportal ist, der sieht, welche auch geldwerten Vorteile, die Mitgliedschaft jedem einzelnen Mitglied bringt. Es gibt wenige Unternehmerverbände, die über einen solch großes Dienstleistungsangebot wie wir verfügen.

Und warum sollte ein Unternehmer Mitglied im DEHOGA Thüringen werden?

Wir sind der Ansprechpartner für alle Fragen rund um das Gastgewerbe. Wir können und wollen unsere Mitgliedsunternehmen beraten, informieren, weiterbilden und natürlich auch vertreten bei Behörden oder vor Gericht. Und ich bin dabei überzeugt, dass wir dies durch unsere Mitarbeiter auf einem sehr hohen Niveau leisten.

Allein durch unser Angebot an umfangreichen Rahmenverträgen können wir direkte geldwerte Vorteile für unsere Mitglieder generieren. Durch die Rahmenverträge erhalten wir durch gebündelten Einkauf und Bezug bessere Konditionen als ein einzelner Betrieb. Das wird auf Bundes- und Landesebene, je nach Anforderungen, realisiert. Allein schon damit rechnet sich der Mitgliedsbeitrag.

Also ist es für jeden Unternehmer in unserer Branche ein Gebot der Vernunft Mitglied im DEHOGA zu sein. Ebenso sollten wir „Noch-Nicht-Mitglieder“ von Kollege zu Kollege überzeugen dem DEHOGA beizutreten, denn wie gesagt, gemeinsam sind wir stärker und werden auch besser gehört. Wir brauchen, gerade bei politischen Projekten, selbstredend einen starken DEHOGA Bundesverband, welcher eben auch starke Landesverbände braucht

Wo sehen Sie also Handlungsbedarf?

In erster Linie sehe ich das Thema des Wachstums unserer Branche. Noch sind wir beim durchschnittlichen Umsatz pro Betriebsstätte in Deutschland auf dem letzten Platz. Das ist nicht zufriedenstellend!

Auch wenn wir, nach den jüngst vorliegenden Gästeankunfts- und Übernachtungszahlen zulegen konnten, was erfreulich ist, so liegt dies doch unter den bundesdeutschen Zuwächsen. Also muss insgesamt an den Rahmenbedingungen weitergearbeitet werden. Sicherlich ist die Landestourismusstrategie da ein richtiger und wichtiger Schritt, diesen gilt es jetzt jedoch umzusetzen und da sehe ich eher weniger Arbeitskreise, welche sich mit den Themen und Ursachen, die wir kennen, beschäftigen, sondern wünsche mir vielmehr ein deutliches Tun aller damit betrauten Organisationen.

Thüringen hat sehr gutes Potential eines der attraktivsten Reiseziele in Deutschland zu werden, das bedeutet für unsere Branche, das wir mit guter Qualität, guter Dienstleistung, innovativen, aber auch bewährten, Ideen, mehr Gäste gewinnen müssen, die wir begeistern können.

Wir müssen auch mit dem nötigen Selbstbewusstsein einen entsprechenden Gegenwert für unsere Leistungen aufrufen, es ist doch widersinnig, wenn unsere Kosten jedes Jahr steigen, aber unsere Preise auf einem niedrigen Niveau verharren.

Das Thema Nachfolge muss dringend und pragmatisch angegangen werden, hier sehe ich ein großes Potenzial bei den ganzen Fachkräften, die wir in den letzten zwei Jahrzehnten ausgebildet haben und die gern aus der Schweiz oder Österreich zurückkommen würden. Nach den aktuellen Erhebungen sind im Thüringer Gastgewerbe 45 Prozent der Unternehmer 55 Jahre und älter. Das heißt schlicht und ergreifend, dass in den nächsten 10 bis 15 Jahren die Hälfte der gastgewerblichen Betriebe übergeben werden müsste. Ich kann mir gut vorstellen, dass eben diese „Rückkehrer“ bei entsprechenden Rahmenbedingungen einen Betrieb übernehmen könnten.

Gerade aber die Kleinunternehmen, die die weit überwiegende Mehrzahl unserer Betriebe in Thüringen ausmachen, stöhnen vor einer überbordenden Bürokratie. Wenn ein gastgewerblicher Unternehmer im Freistaat durchschnittlich 13,4 Stunden pro Woche nur für die bürokratischen Anforderungen aufwendet, obgleich darin nicht die Zeit für Aufzeichnung und Buchführung enthalten ist, so kann dies gerade nicht motivieren. Hier muss Entlastung geschaffen werden.

Eine weitere sehr große Herausforderung für uns ist der fehlende Nachwuchs in unserer Branche. Wir stehen mit allen Branchen im Wettbewerb um die Schulabgänger, an dieser Stelle müssen wir attraktiver werden um Auszubildende und /oder Quereinsteiger zu gewinnen. Dazu müssen wir natürlich auch am Bild unserer Branche in der Öffentlichkeit arbeiten, aber wir müssen auch an uns arbeiten, um das Abwandern in andere Branchen zu stoppen.

Ich bin sicher, dass die Hotellerie und Gastronomie immer ein attraktiver Arbeitgeber sein wird, wo man schneller als in anderen Branchen Erfolg, Verantwortung und Wertschätzung erlangen kann, dies müssen wir viel aktiver öffentlich kommunizieren.

Natürlich arbeiten wir immer dann, wenn andere frei haben, aber dafür gibt es auch entsprechende Freizeit. Dienstleistung mit Leidenschaft erbringen, kann sehr viel Spaß machen. Der Umgang mit Menschen und derern Wünsche zu erfüllen ist Berufung und gerade das muss positiv wahrgenommen werden. Daher erwarte ich auch von unserem Sozialpartner, der NGG, und von der Politik eine offene und faire Diskussion, ob unserer Forderung, das Arbeitszeitgesetz der Lebenswirklichkeit anzupassen. Dies bedeutet nicht den Arbeitnehmern mehr Arbeit abzuverlangen, sondern uns allen mehr Flexibilität zu geben.

Eine Anpassung des Arbeitszeitgesetzes ist somit neben unserer Forderung nach einer gerechten Mehrwertsteuer für Speisen und Getränken ein ganz großer Punkt auf unserer Agenda.

Worin sehen Sie die Herausforderungen für das Jahr 2018?

Wir werden unsere begonnenen Projekten weiterBilden und Ausbildungskoordination die in Sachen Weiterbildung, Gewinnung und Betreuung von Auszubildenden für unsere Branche neue Wege beschritten haben weiterentwickeln. Unser Ziel ist nach wie vor die Landesberufsschule für das Gastgewerbe mit praxisnaher Ausbildung im Block- sowie Wochenunterricht zu werden, hier werden wir nicht nachlassen dies Ziel zu verfolgen.

Wir werden unsere Partnerschaften, Dienstleistungen und Rahmenverträge weiter ausbauen um geldwerte Vorteile für unsere Mitglieder anbieten zu können.

Ich freue mich besonders auch auf die Weiterführung der Auszeichnung Gastgeber des Jahres, weil dies eine öffentliche Wertschätzung für unsere Branche und unsere Mitarbeiter ist.

Ebenso wollen wir die Jugendmeisterschaften in den gastgewerblichen Berufen als Marketing für unseren Branchennachwuchs weiterentwickeln.

Bezüglich der Herausforderungen halte ich mich an das Zitat von Friedrich Nietzsche  „Alle Hindernisse und Schwierigkeiten sind Stufen, auf denen wir in die Höhe steigen“ und freue mich auf die vor uns liegende Arbeit.