PM 01/2024

Neujahrsinterview mit Mark Kühnelt – DEHOGA Thüringen Präsident

Erfurt, 02.01.2024 / Lieber Herr Kühnelt zum neuen Jahr die besten Wünsche, vor allem Gesundheit und geschäftliche Erfolge. Wo sehen Sie die aktuellen Herausforderungen für das Gastgewerbe im Freistaat zum Beginn des Jahres 2024?

Zunächst möchte ich allen Kolleginnen und Kollegen alles erdenklich Gute für das Jahr 2024 wünschen, möge es ein gesundes und gutes Jahr werden.

Wie auch in den vergangenen drei Jahren, so stehen wir auch 2024 vor sehr großen Herausforderungen, die Erhöhung der Mehrwertsteuer für Speisen auf den alten Satz von 19 % und den Wortbruch des Bundeskanzlers und des Finanzministers, welche der Branche quasi „in die Hand versprochen haben“, dass die Reduzierung auf Dauer bleiben wird, lässt auch mich als Präsident des DEHOGA und als Unternehmer tief enttäuscht zurück. Nun liegt es wieder an uns, mit den geschaffenen Fakten umzugehen, unabhängig davon was auf dem politischen Parkett noch unternommen wird.

Das wir als Unternehmer die gestiegene Mehrwertsteuer, ob ganz oder teilweise an unsere Gäste weitergeben und dies selbstredend nun zu Preiserhöhungen führen wird, liegt auf der Hand, aber es setzt unsere Branche weiter massiv unter Druck. Dies insbesondere auch unter dem Aspekt der weiter auf sehr hohen Niveau befindlichen Energiekosten und der steigenden Lebensmittelpreise und nicht zu vergessen die Co2-Bepreisung führt zu weiteren Steigerungen bei den Lieferkosten und der Energie. Mit Sorge blicke ich da auch auf die stetig nachlassende Kaufkraft und Kauflust unserer Gäste, denn unsere Leistungen werden für viele vom Kultur- zum Luxusgut und somit viel seltener in Anspruch genommen, da hat Corona seinen Anteil, aber eben auch die Entwicklung der Konjunktur.

Weitere Herausforderungen bleiben auch weiterhin, der Mangel an Hilfskräften, an Fachkräften und an Auszubildenden, sowie die immer weiter ausufernde Bürokratie.

Rückblickend auf das Jahr 2023 – wie ist Ihre Einschätzung?

Im Jahr 2023 haben wir massiv durch die drastisch steigenden Energie- und Lebensmittelpreise gelitten. Unsere Gäste haben aber zu einem großen Teil, sicherlich auch immer noch mit Blick auf Nachholeffekte nach der Corona-Pandemie, uns die Treue gehalten. So war die Entwicklung im Vergleich auf das Jahr 2022 positiv. Dabei dürfen wir aber nicht verkennen, dass der Umsatz im letzten Jahr immer noch unter dem des Jahres 2019, also vor der Corona-Pandemie lag und die Kosten quasi explodiert sind.

Das Thema Corona beschäftigt uns im Übrigen auch bis heute, ich sage nur Schlussabrechnungen und Rückforderungen. Weiterhin klagen wir in einem Musterverfahren vor dem Thüringer Verwaltungsgericht über die Frage der Zinsen, die auch in der Niedrigzinsphase, die jetzt zwar vorbei ist, immer starr bei 6 Prozent gelegen haben.

Stichwort Fachkräfte und Ausbildung – was macht der DEHOGA Thüringen da konkret?

Unser Verband hat mit dem nun schon etablierten Projekt der Ausbildungskoordination dafür gesorgt, dass die Fachkräfte von Morgen auch während der schwierigen Zeit der Einreiseverbote in der Corona–Pandemie motiviert blieben und so konnten z.B. aus Marokko, Indien und Vietnam Jugendliche aus Drittstaaten in eine Ausbildung im Thüringer Gastgewerbe vermittelt werden. Unsere Ausbildungsorganisation ist ständig auch dabei mit neuen Partnern Projekte zu realisieren.

Herausforderung Ausbildung – wie ist Ihre aktuelle Einschätzung?

Dies ist in Zeiten des Fachkräftemangels die beste Maßnahme, nämlich aktiv die Ausbildung voran zu treiben. Dabei muss allerdings auch sehr viel beachtet werden von der Begeisterung und Akquisition junger Menschen bis zur Umsetzung der Abschlussprüfung.

Ich bin sehr stolz auf unsere Mitarbeiter der Ausbildungskoordination und im DEHOGA Thüringen KOMPETENZZENTRUM, die für unsere Mitglieder, das Projekt weiterhin aktiv und erfolgreich umsetzen. Insofern bieten wir eben den Unternehmen im Gastgewerbe das Rundum-Sorglos-Paket an und es funktioniert.

Die Ausbildungskoordination begeistert und akquiriert die Jugendlichen für eine Ausbildung im Gastgewerbe des Freistaates. Zum neuen Ausbildungsjahr 2023/2024 starteten im DEHOGA Thüringen KOMPETENZZENTRUM sechs Klassen in den gastgewerblichen Berufen ihre Ausbildung.

Damit begannen über 160 Auszubildende ihren Berufsschulunterricht im DEHOGA Thüringen KOMPETENZZENTRUM, der Berufsschule des DEHOGA Thüringen. Aktuell sind dies Jugendliche aus 17 Nationen. Das ist schon spannend und wir können dabei sehr viel voneinander lernen.

 

Im Januar starten wiederum zwei neue Klassen von Jugendlichen ihre Ausbildung. Wir rechnen aktuell mit 50 Jugendlichen. Dann werden wir fast 500 Auszubildende aus 25 Nationen in der dualen Ausbildung an unserem KOMPETENZZENTRUM der Berufsschule in freier Trägerschaft des DEHOGA Thüringen e.V. haben. Das dürfen wir mit Fug und Recht als Erfolg betrachten, weil es auch deutschlandweit einmalig ist.

Ich möchte mich an dieser Stelle auch bei unseren Mitarbeitern dafür bedanken, dass sie sich weit über das normale Engagement um die Auszubildenden kümmern, sei es in der Koordination, in den der Berufsschule aber auch die Kolleginnen und Kollegen in den Ausbildungsbetrieben in der praktischen Ausbildung. Wir können, und das ist meine tiefe Überzeugung, nicht von anderen oder dem Staat einfordern, was wir selber nicht leisten können oder wollen. Wir tun es und das macht mich als Präsident auch sehr stolz, denn Ausbildung ist unsere Zukunft.

An dieser Stelle möchte ich mich beim Thüringer Wirtschaftsministerium, insbesondere bei Minister Wolfgang Tiefensee bedanken, für die sehr gute unbürokratische Zusammenarbeit und die finanzielle Unterstützung, für den Teil, den wir eben nicht aus Eigenmitteln und Beiträgen leisten können, bedanken. Aber ich versichere auch sehr gern, dass dies sehr gut angelegtes Steuergeld ist und wir im Vergleich zu vielen Projekten hoch effizient sind.

Branchennachwuchs ist die eine Seite, Fachkräfte gewinnen und halten ist die andere. Wie ist die Entwicklung bei den aktuell immer wieder in Rede stehenden Tarifen?

Wir als Unternehmer haben natürlich ein sehr großes Interesse daran, Fachkräfte im Unternehmen zu halten und neue dazu zu gewinnen, eine faire Entlohnung gehört, neben vielen anderen nicht pekuniären Aspekten, dazu. Dieser Verantwortung haben wir uns immer gestellt und werden dies auch weiterhin tun, ebenso wie wir uns auch der Verantwortung unseren Unternehmen gegenüberstellen, die am Markt erfolgreich agieren und mit Augenmaß und Vernunft, sei es bei den Preisen und bei den Kosten, handeln müssen.

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