Nach Krisenjahren: Thüringer Gastgewerbe auf leichten Erholungskurs – Herausforderungen sind aber weiterhin groß
Erfurt, 2. Juni 2025 / Das Thüringer Gastgewerbe wurde durch die Corona-Pandemie, erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Auch die Jahre zuvor waren teilweise von Stagnation geprägt. Nunmehr war die Entwicklung der Unternehmen erstmalig im Jahr 2023 wieder positiv und auch der Umsatz hat sich insgesamt positiv entwickelt. Dieser Trend setzt sich auch im Jahr 2024, nach den bislang vorliegenden Zahlen so fort. „Allerdings“, so Mark A. Kühnelt, Präsident des DEHOGA Thüringen, „ist das Pflänzchen Hoffnung sehr zart und braucht Rahmenbedingungen, wie die Mehrwertsteuersenkung zum 1. Januar 2026, die endlich zu realisierende Flexibilisierung der Arbeitszeit, hin zu einer Wochenarbeitszeit und wirksamer Bürokratieabbau. Da passt es nicht im Ansatz mit wieder neuen Steuern, wie der Verpackungssteuer die Branche massiv zu belasten und mit Bürokratie zu überziehen.“
Dirk Ellinger, der Hauptgeschäftsführer des DEHOGA Thüringen führt dazu aus: „Die endlich positiven Zahlen dürfen keineswegs darüber hinwegtäuschen, dass die Rahmenbedingungen in unserer Branche weiter angespannt sind. Da sind allen voran die gestiegenen Lebensmittelpreise und Rohstoffkosten, welche kaum so wie sie uns getroffen haben, an die Gäste weiterzugeben waren und sind. Dies kostet dem Unternehmer notwendigen Ertrag, um die dringend erforderlichen Investitionen zu tätigen. Ebenso belasten die Energiekosten die Branche massiv, sind sie im Schnitt doch doppelt so hoch wie 2019. Nicht zu vergessen sind die Personalnebenkosten, welche durch die Beitragserhöhungen zum Jahresbeginn massiv gestiegen sind und unsere Branche ist als Dienstleistungsbranche äußerst personalintensiv.“
Im Einzelnen:
Auswertung Umsatzsteuerstatistik 2023
Entwicklung Gastgewerbe in Thüringen 2022 zu 2023
Im Zeitraum von 2022 zu 2023 ist die Anzahl der gastgewerblichen Unternehmen im Freistaat Thüringen von 4.149 auf 4.172, also um 23 gestiegen. Dies entspricht einem minimalen Zuwachs von 0,55 Prozent. Somit konnte sich die Vorjahressteigerung von 4,59 Prozent (2021 zu 2022) stabilisieren. Dabei ist bei den Unternehmen im Beherbergungsgewerbe ein Zuwachs von 8 (0,81 Prozent) auf 996 Unternehmen zu verzeichnen. In der Gastronomie lag der Zuwachs bei 15 Unternehmen (0,47 Prozent). Mithin sind insgesamt im Freistaat 3.176 Gastronomieunternehmen am Markt.
Entwicklung Gastgewerbe in Thüringen 2019 zu 2023[1]
Augenscheinlich ist bei der Situation im Gastgewerbe des Freistaates, dass seit der Corona-Pandemie in Thüringen insgesamt 697 gastgewerbliche Unternehmen geschlossen worden. Dies bedeutet einen Rückgang von 14,32 Prozent. Aktuell beträgt (zum 31.12.2023) die Anzahl der gastgewerblichen Unternehmen in Thüringen 4.172. Im Jahr 2019 waren dies noch 4.869 Unternehmen. Der Umsatz pro Unternehmen konnte im Durchschnitt im Zeitraum um 106 T€, von 256 T€ auf 362 T€ gesteigert werden, gleichwohl dieser im Durchschnitt zu gering ist, um die gestiegenen Personal-, Lebensmittel- und Energiekosten der letzten vier Jahre zu kompensieren.
Die Zahl der Beherbergungsunternehmen ist von 1.099 im Jahr 20219 auf 996 (-103 Unternehmen) im Jahr 2023 (-9,37 Prozent) zurückgegangen. Dies ist fast jedes zehnte Beherbergungsunternehmen.
Bei den Unternehmen der Gastronomie ist der Rückgang im Zeitraum von 2019 zu 2023 dramatisch. So sind von den einst 3.770 Unternehmen 301 Unternehmen geschlossen worden (-15,76 Prozent) und mithin sind im Jahr 2023 nur noch 3.176 Gastronomieunternehmen am Markt.
Die Entwicklung des Gastgewerbes im Freistaat Thüringen von 2009 zu 2023
Im Zeitraum von 2009 zu 2023 ist die Anzahl der gastgewerblichen Unternehmen im Freistaat Thüringen von 5.726 auf 4.172, also um 1.554 gesunken. Dies entspricht einem Rückgang von 27,14 Prozent. Damit ist mehr als jedes vierte gastgewerbliche Unternehmen ist im Zeitraum von 2009 zu 2023 geschlossen worden.
Bei den Beherbergungsunternehmen betrug der Rückgang 241 Unternehmen (2009: 1.237 zu 2023: 996), dies ist jedes fünfte Unternehmen (-19,48 Prozent).
Bei den Unternehmen in der Gastronomie ist der Verlust von 935 Unternehmen (2009: 4.489 zu 2023: 3.176), zu verzeichnen. Dies entspricht einer Quote von – 29,25 Prozent.
Das Gastgewerbe im Jahr 2024[2]
Das Gastgewerbe in Deutschland, so auch im Freistaat Thüringen ist nach den Krisenjahren nunmehr auf leichtem Erholungskurs.
Die Zahl der Unternehmen, die Betriebsstätten und die Versicherten in der gesetzlichen Unfallversicherung sind im Jahr 2024 zum Vorjahr, leicht gestiegen. Allerdings ist die Zahl der Vollarbeiter minimal gesunken.
Die Zahl der gastgewerblichen Unternehmen in Deutschland hat im Jahresvergleich 2023 und 2024 einen Zuwachs in Höhe von 2,17 Prozent erfahren, gleichwohl im Vergleich zu 2019 insgesamt 2,06 Prozent der Unternehmen weniger am Markt sind. Bei den Betriebsstätten ist die Zahl im Jahr 2024 nahezu auf dem Niveau von 2019 mit einem leichten Plus von 0,71 Prozent.
Im Vergleich 2024 zu 2019 gab es bei den Vollzeitbeschäftigten in der Bundesrepublik einen Zuwachs von 1,97 Prozent.
Thüringer Gastgewerbe 2024 stabil zum Vorjahr
Die gastgewerblichen Unternehmen im Freistaat Thüringen sind im Jahr 2024 zum Vorjahr leicht gestiegen. Im Vergleich zu 2019 sind 4,11 Prozent dem Markt verloren gegangen.
Die Zahl der Betriebsstätten liegt im Vergleich 2024 zu 2019 um 3,56 Prozent niedriger, gleichwohl das Niveau im Jahr 2024 zu 2023 gehalten werden konnte.
Im Gegensatz dazu ist die Zahl der Vollarbeiter 2019 zu 2024 um 4,16 Prozent gestiegen, im Vergleich zu 2023 konnte die Anzahl zum Vorjahr gehalten werden.
[1] Auswertung Umsatzsteuerstatistik Gastgewerbe 2009 bis 2023 - Eigene Berechnungen
[2] Berufsgenossenschaft Nahrungsmittel Gastgewerbe – Datenerhebung Mietglieder und Beitrag 2024